Altweibersommer

In der Jugendzeit waren sie eine Wohngemeinschaft, jetzt sind sie Ende vierzig, ihre Freundschaft hat über all die Jahre gehalten. Astrid (Ursula Strauss), Elli (Pia Hierzegger) und Isabella (Diana Amft) wollen wieder einmal einen gemeinsamen Campingausflug unternehmen. Es ist kalt und regnet, das trübt die Laune, auch die Ratlosigkeit, wie man Elli helfen kann, ihre Brustkrebserkrankung durchzustehen. Die Adriaküste wäre eine bessere Wahl gewesen. Als in der Nähe ein tödlicher Unfall passiert, hebt Astrid eine Art Schatz. Kurz entschlossen verlassen die drei Frauen den miesen Campingplatz zugunsten Italiens. Venedig ist das Ziel, mehr Wärme, mehr Verwöhnaroma und neu zu gewinnende Nähe. Schluss mit nostalgischer Rückschau, stattdessen wieder erwachende Lebenslust zelebrieren und, nun ja, auch turbulente Selbstfindung. Eine tolle Selbstmedikation mithilfe der neu gewonnenen Barschaft ist das. Nebenwirkungen finden natürlich auch statt…
Für Pia Hierzegger ist »Altweibersommer« der erste Film, bei dem sie Regie und Buch verantwortet und zusätzlich eine der Hauptfiguren spielt. Es gelingt ihr, die einzelnen Charaktere facettenreich zu inszenieren, sensibel und niemals rhetorisch Fragen der Lebensmitte zu behandeln, ohne ins Klischee abzugleiten. Die intelligente Komödie überrascht mit einigen unerwarteten Schlenkern, schaut allzeit liebevoll auf die Protagonistinnen und versprüht in feinen Dosen Hoffnung: Nie soll es zu spät sein, alte Muster zu durchbrechen. Als schneller Sidekick darf der bestens bekannte Humor-Großmeister Joseph Hader nicht fehlen, der sich souverän wie stets durch einen Auftritt als Campingplatzwart grantelt.
Grit Dora