HIGHER, FURTHER, FASTER, BABY – »The Marvels«
„Welchen Film schaust du?“ - „»The Marvels«“ - „Haha, da gibt’s ja so wenige von, welchen denn?“ - „Nein, der Film heißt »The Marvels«- von Marvel!“ - „Es gibt einen Marvel-Film der »The Marvels« heißt?“
Genau so lief eine Unterhaltung bei mir ab, nachdem ich einen Tag vor Kinostart zufällig mitbekam, dass der Film schon ins Kino kommt. Ich hatte in den letzten Monaten kaum etwas von Marvel gehört (bis auf die zweite Staffel von »Loki«), und so auch nicht mitbekommen, dass »The Marvels« schon dran war. Komisch, war ich doch vor ein paar Jahren noch so vertieft in jegliche Time- und Storyline, dass ich Monate im Voraus wusste, wann welcher Marvel-Film ins Kino kommt und was man vorher gesehen haben sollte. Nach »Endgame« verlor ich jedoch so langsam den Überblick. (Bis auf Spider-Man - da bin ich noch voll drin!)
All die vielen neuen Charaktere und Geschichten überfüllen mein von Social Media überspültes Hirn. Ich kann einfach nicht mehr mithalten. Da spricht wohl der älter werdende Millennial aus mir.
Kritik an Marvel ist nicht neu und häuft sich in der letzten Zeit zunehmend. Mag an der Übersättigung liegen (und DC geht die gleiche Route mit den vielen unterschiedlichen Filmen und Charakteren, die sich irgendwann alle mal kurz treffen, um The Big Bad Evil zu hauen und dann wieder 20 Jahre nicht miteinander zu reden - Familie eben). Die Kritik geht aber oft so weit, dass das Drehbuch bemängelt wird, das CGI als schlecht befunden wird, der Film eben als mangelhaft abgestempelt wird. Ist das so? Vielleicht sind wir nur verwöhnt. Vielleicht sollten wir davon absehen, dass der nächste Superheldenfilm immer höher, weiter, schneller („higher, further, faster, baby“) gehen muss. Dabei machen Marvel-Filme genau das, was sie sollen: unterhalten.
»The Marvels« vereint mehrere Erzählstränge voriger Marvel-Produktionen: Captain Marvel, WandaVision, Miss Marvel und evtl. Secret Invasion (keine Ahnung, hab ich nicht gesehen). Muss man zwingend diese Sachen gesehen haben, um den Film zu mögen? Nö. Klar hilft es beim Verständnis, wieso gerade jetzt diese Figuren hier auftauchen, aber es ist nicht zwingend notwendig.
Würde ein bis ins kleinste Detail durchgearbeitetes unfehlbares Drehbuch eine bessere Kino-Experience geben? Ebenfalls nö. Die Geschichte ist simpel, man kann einiges vorhersehen, einiges nicht, man kennt eben die Marvel-Formel. Ist der Film deswegen langweilig? Absolut nicht. (Und diese End-Credit-Szene! Endlich mal wieder ein Jawdropper!)
Über angeblich schlechtes CGI kann ich nicht reden, ich habe nichts Furchtbares gesehen. Dass Marvel seine CGI-Artists ebenfalls besser bezahlen und sie nicht zu Überstunden zwingen sollte, nehme ich mal als grundlegende Voraussetzung an.
Alles in allem mochte ich »The Marvels«. Ich mochte, dass es ein Superheldenfilm ist, der nur weibliche Charaktere hat, davon zwei POCs in den Hauptrollen der Helden UND eine POC in der Bösewichtrolle - ebenfalls weiblich. Ich mochte die Szene mit den Katzen (if you know, you know). Ich mochte, dass der Film „nur“ 105 Minuten geht. Er wirkt sehr kurzweilig und hat keine Längen - das ist mal ziemlich erfrischend.
Ist es ein super-guter Marvel-Film? Nö. Kann ich trotzdem einen Film unterhaltsam finden ohne ständig jedes bisschen zu kritisieren, nur weil es gerade „cool“ ist Marvel zu haten? Jup.
Und ich glaube, das würde vielen anderen Menschen auch gut tun. Einfach mal Filme gucken und nicht aufregen. Wirkt garantiert entspannend!
PS: Kamala Khan, bitte übernimm Marvel und mach tollen Content
Anne