Winterdieb

Der kleine Simon lebt mit seiner älteren Schwester Louise in der tristen Gegend am Fuße eines Schweizer Skigebiets. Das gewaltige Refugium der Touristen dominiert jeden Blick, der sich aus dem Tal nach oben richten möchte und umzäunt den Bewegungsraum der Protagonisten. Als Louise ihren Job verliert und die Verhältnisse untragbar werden, bricht der 12-jährige Simon in die über allem thronende Gebirgslandschaft der Reichen auf und beginnt, das teure Equipment der Wintersportler zu stehlen und für einen Bruchteil zu verkaufen. Abhängig von dem lebenswichtigen Geldstrom, lässt Louise ihn gewähren, obwohl er stetig Gefahr läuft, auf seinen Raubzügen ertappt zu werden. In Simons Erkenntnis und wachsendem Bedürfnis, sich die Zuwendung der kühlen Louise in der Rolle des Versorgers der Familie zu erwirtschaften, spannt sich das Verhältnis der beiden und die Wahrheit ihrer Umstände bricht hervor.
Die französisch-schweizerische Regisseurin Ursula Meier legt mit ihrem Zweitlingswerk »Winterdieb« erneut einen Film über die verletzte menschliche Seele vor, das reich an Abgründen, aber nicht ohne Hoffnung ist. Die intensive Charakterstudie über zwei soziale Randgestalten wird getragen von den beiden Hauptdarstellern Léa Seydoux (Midnight in Paris / Leb wohl, meine Königin!) und vor allem vom jungen Kacey Mottet Klein, den Meier bei ihrem Debütfilm »Home« (2008) entdeckte, in dem sie schon einmal einen familiären Verbund auf seine Belastbarkeit prüfte.
Theresa