Die Braut
Regisseur Egon Günther, vielen sicher durch seine bei der DEFA entstandenen Filme wie „Der Dritte“ oder „Die Leiden des jungen Werther“ bekannt, beschäftigt sich in seinem neuen Film „Die Braut“ nach „Lotte in Weimar“ (1975) bereits zum zweiten Mal mit Johann Wolfgang Goethe und der damaligen Gesellschaft. Dabei widmet er sein ganzes Augenmerk der für damalige Verhältnisse absurden Beziehung zwischen Goethe und Christiane Vulpius. Das Mädchen aus armem Haus wird von ihrem Vater zu Goethe geschickt, um Arbeit für sich zu erbitten. Die beiden ungleichen Menschen verlieben sich - und leben von nun an in „wilder Ehe“. Ein Zustand, der achtzehn Jahre andauern soll. Achtzehn Jahre der Liebe auf der einen, Demütigungen und Verleumdungen gegen die Vulpius auf der anderen Seite. Eine Hauptrolle spielt dabei Christianes Rivalin und frühere Geliebte Goethes, Charlotte von Stein. Immer wieder drängt sie sich zwischen das Paar und würdigt Christiane in der „besseren“ Weimarer Gesellschaft herab. Doch auch Goethe mutet seiner Lebensgefährtin allerhand zu: kommt „hoher Besuch“, hat sie im Gesindezimmer zu verschwinden, bei offiziellen Anlässen bleibt sie zu Hause. Doch mit Beharrlichkeit und dank ihres heiteren Wesens gelingt es Christiane, an der Seite eines oft unbeständigen und schwierigen Goethe, sich wider den herrschenden Moral- und Wertvorstellungen ein „modernes Leben“ jenseits der Konventionen aufzubauen. Nachdem sie ihren Geliebten vor napoleonischen Soldaten rettet und er sie heiratet, darf sie sich sogar rechtlich unantastbar die Frau an Goethes Seite nennen.
Für seine Verfilmung konnte Egon Günther große Namen des deutschen Films (Veronika Ferres, Herbert Knaup, Sibylle Canonica) gewinnen, der Chef des Dresdner Theaterkahns Friedrich Wilhelm Junge ist in der Rolle des Christoph Martin Wieland zu sehen. Zu wünschen wäre dem Film, dass sich ein paar Zuschauer mehr des Themas annehmen, als den im letzten halben Jahr erschienen Verfilmungen über die Dichter und Denker der damaligen Zeit („Feuerreiter“, „Requiem für eine romantische Frau“).
Regie: Egon Günther
Darsteller: Veronica Ferres, Herbert Knaup, Sybille Canonica
Bundesstart: 27.05.1999
Start in Dresden: 27.05.1999