Eine dunkle Begierde
Reden hilft heilen. Sigmund Freud lehrte diesen Gedanken, der junge, aufstrebende Psychiater Carl Gustav Jung perfektionierte ihn und dessen Patientin Sabina Spielrein erfuhr die Heilung am eigenen Leib. Zürich 1904: In die Nervenklinik Burghölzli wird die 18-jährige Russin Sabina Spielrein (Keira Knightley) eingeliefert. Carl Gustav Jung (Michael Fassbender) wendet angesichts ihrer hysterischen Angstzustände und sexuellen Unrast die Psychoanalyse bei ihr an, eine neuartige Heilmethode, die noch ein wenig in den Kinderschuhen steckt. Er nennt diese seltsame Russin in seinen Aufzeichnungen XYZ und tut gut daran, verschiedene Fakten dieses Falles zu verschlüsseln.
In ihrem speziellen Fall schließt die Behandlung eine gewisse körperliche Züchtigung mit ein, von der sie sowieso erregt und er zunehmend ergriffen ist. Später einmal wird die Spielrein den großen Sigmund Freud zur Idee vom Todestrieb inspirieren, momentan kämpfen sie und Carl Jung in jeder Sitzung ums „nackte Überleben“. Wendet er sich ab von ihr, angefüllt mit Zweifeln ob der gefährlichen Methode, die einen selbst mit dem Feuer des Wahnsinns anstecken kann, fährt Jung nach Wien. Dort holt er sich Rat bei niemand Geringerem als Sigmund Freud (Viggo Mortensen) höchstselbst, der in ihm den Kronprinzen seiner eigenen Forschungen sehen will. Ausgestattet mit einem pedantischen Hang zur Perfektion, wirkt diese Zeitreise des Regisseurs David Cronenberg auf den Betrachter selbst wie eine anderthalbstündige Sitzung beim großen Meister, fast möchte man nach der Droschke rufen, wenn das Licht im Saal wieder angeht.
alpa kino
Buch: Christopher Hampton nach dem Roman »The Most Dangerous Method« von John Kerr
Regie: David Cronenberg
Darsteller: Viggo Mortensen, Keira Knightley, Michael Fassbender, Vincent Cassel, Sarah Gadon, André Hennicke, Arndt Schwering-Sohnrey, Mignon Remé
Kamera: Peter Suschitzky
Musik: Howard Shore
Produktion: Lago Film, Prospero Pictures, Plausible Communication, Recorded Picture Co., Marco Mehlitz, Martin F. Katz, Jeremy Thomas
Bundesstart: 10.11.2011
Start in Dresden: 10.11.2011
FSK: ab 16 Jahren