I'm Still Here
So ein bisschen ist ja die Luft schon raus. Es hat sich rumgesprochen, dass »I'm Still Here« irritiert und sich gar nicht recht einordnen lässt. Also selbst anschauen und Meinung bilden.
Doch der Reihe nach. Im Herbst 2008 verkündet der erfolgreiche und gern gesehene Schauspieler Joaquin Phoenix (»Walk the Line«) seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft. Er wolle sich als Hip-Hop-Musiker neu erfinden. Danach folgt eine Reihe skurriler Auftritte in Talkshows. Üppige Haar- und Bartpracht so wie sein ungewöhnliches Verhalten tragen zur Irritation bei. Wir sehen Dinge, die man so noch nicht gesehen hat: grandios scheiternde Liveauftritte, entsetzte Agenten, irritierte Kollegen, Ben Stiller, der Phoenix zu einer Rolle in »Greenberg« überreden will, ein grotesker Versuch, P. Diddy als Produzenten zu gewinnen, Phoenix beim Koksen und mit Prostituierten, während seine Haare immer länger werden und sein Körper immer ungepflegter. Ein verdammt komisches Panorama der Entgleisungen und Fehltritte. Die Kamera immer dabei. Die Irritation wächst derweil beim Zuschauer.
Dann, im März dieses Jahres, wurde klar, dass es nicht das war, was es schien. Casey Affleck, der jüngere Bruder von Ben Affleck, jedenfalls dokumentierte den imaginären Abstieg des Hollywoodstars als bösen Kommentar zu den Fiktionen des Alltags im System Hollywood. Ob es sich nun um einen Fake, eine Satire oder eine gestellte Doku handelt, kann nur der Zuschauer entscheiden.
Zwei Jahre seiner Karriere hat Joaquin Phoenix für dieses Projekt, in dem von Anfang an alles inszeniert wurde, gewidmet. Zwei Jahre spielte er eine Rolle. Die Frage bleibt aber, ob sich der Einsatz gelohnt hat.
Buch: Casey Affleck, Joaquin Phoenix
Regie: Casey Affleck
Darsteller: Joaquin Phoenix, Sean „P. Diddy“ Combs, Antony Langdon, Eddie Rouse, Peter Coffin
Kamera: Magdalena Gorka
Musik: Marty Fogg
Produktion: Casey Affleck, Joaquin Phoenix, Amanda White
Bundesstart: 11.08.2011
Start in Dresden: 11.08.2011
FSK: ab 16 Jahren