The Tree of Life

Drama, USA 2011, 138 min

Wenn es einen roten Faden in Terrence Malicks Werk gibt, dann ganz sicher den, dass seine Filme sich beim Betrachter für geraume Zeit mit Wort und Bild einnisten. Seine aktuelle Filmeröffnung und die Offenbarungen von Kameramann Lubezki und Effektzauberer Douglas Trumbull illustrieren das auf geradezu galaktische Weise. War es ein Meteor, der den jungfräulichen Planeten schwängerte oder legte Gott selber Hand an den Mutterleib? Wem derartig Vergangenes zu spekulativ erscheint, der wende sich der Zukunft zu und überlege mal, ob auch wir dereinst wieder zu einem Samenkorn werden, wenn die gereifte Frucht unseres Lebens zu Boden fällt. Man darf den Titel wörtlich und sich des Regisseurs Absichten zu Herzen nehmen. Kein Ort wäre angebrachter. Im Herzen von Jack O'Brien ringen seit Kindertagen väterliche Verbitterung und Strenge mit der Liebe der Mutter. Der alltägliche Horror frisst langsam jegliche Zuversicht in ihm auf. Will er zum Licht wie die Zweige eines Baumes, soll er sich dann schmiegen und winden oder soll er den stärksten Ast mit fester Rinde gegen jedes Hindernis schicken? Sean Penn, als Architekt Jack O'Brien, reflektiert in der Rolle des Erwachsenen eine Kindheit, die um ein oder zwei Haar aus dem Garten Eden stammen könnte. Der erstgeborene von drei Brüdern sonnt sich meist in der engelsgleichen Gnade seiner Mutter (Jessica Chastain), fröstelt in den wohlwollenden Ermahnungen seines Vaters (Brad Pitt) und irrt plötzlich hilflos umher, wenn das Leben erste harte Schläge austeilt. Aber die Münze rollt nicht ewig. Terrence Malicks Ambitionen fliegen himmelhoch und wir alle fliegen mit. Der Kreis von Jacks Lebens rollt ab auf der Leinwand und mit ihm, die Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder, gleichfalls die Schöpfung des Lebens als solche. Gott war fleißig, ohne Zweifel. Sechs Tage hat er (Malick brauchte sechs Jahre) alle Tiefen machbarer Schönheit ausgelotet. Nun ruht er sich aus in ihnen, und der Mensch ist aufgefordert, den Schöpfer wieder zu finden in den Dingen, ihn aufzustöbern und so den Plan vom Werden und Vergehen zu begreifen. Wer dazu keine Muße verspürt, steige bitte nach der Werbung vom Baum, alle anderen mögen ihre Münze werfen.