Lotte in Weimar

Drama, DDR 1975, 124 min

Im September 1816 kommt die Hofrätin Charlotte Kestner, geborene Buff, nach Weimar, einen Vorwand nutzend, um nach 44 Jahren ihre Jugendliebe wieder zu sehen - Goethe, der sie durch »Die Leiden des jungen Werthers« unsterblich gemacht hat. Die literarisch verehrte Geliebte kann nicht inkognito bleiben, und so wird Lotte von Goethes Entourage heimgesucht. Adele Schopenhauer, Ottilie von Pogwisch, sogar August von Goethe erhoffen sich von der intimen Goethekennerin Rat, Unterstützung und ein gutes Wort. Was Lotte auf diesem Wege über den Dichter erfährt, lässt sie nicht nur innerlich den Kopf schütteln. Die letzte Klärung, nicht ohne Wehmut und mit viel Altersweisheit, erhält Lotte in einem Dialog mit dem Dichter - Phantasie oder tatsächlich - in dessen Kutsche. Zu bereuen und zu verzeihen gibt es nichts, Einsichten aber sind erwachsen aus dem Geflecht von Vergangenheit, Dichtung und Gegenwart.
»Lotte in Weimar«, überzeugend besetzt mit der sehr bewusst spielenden Lilli Palmer, war die erste und einzige DEFA-Produktion nach einem Werk Thomas Manns. „Günther setzt souverän die feine, liebevolle Ironie und Altersweisheit des Romanciers um in die Charakterisierungskunst seiner vorzüglichen Schauspieler und erlaubt sich und dem Zuschauer noch den genussvollen direkten Draufblick auf Weimar und deutsche Atelierwelt ewiger Bürgerlichkeit und Klassikattitüde. Ein Film von beneidenswert undeutscher Leichtigkeit, Selbstironie und gleichzeitigem Selbstbewusstsein.“ (Klaus Wischnewski in »Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg«)