Bis zum Ellenbogen
Es gibt noch mal ein wenig Fußball-WM im Kino. Was die wenigsten der Fast-Fußball-Fast-Weltmeister-Fast-Fans vom letzten Jahr wissen, ist, nicht nur so ein Weg ins Finale kann recht lang sein, sondern auch die Wegstrecke von den Schweizer Alpen bis an die Nordsee zieht sich endlos hin. Was das jetzt soll? Warten sie’s ab, die drei Spieler laufen sich schon warm. Zunächst einmal Sven von der Insel Sylt. Sven Hansen ist ein netter, Vertrauen erweckender und erfolgloser Bankangestellter, der sich auf seiner Schweizer Berghütte von beruflichen, wie privaten Misserfolgen erholen will. Und weil Selbstmitleid und Einsamkeit grundfalsch sind in einer solchen Situation, hetzt ihm der Zufall zwei Typen auf den Hals. Achim und Willi. Während Willi Korb eben noch ein fröhlicher Wanderer ist und Achim sich auf’s spätnachmittägliche Eröffnungsspiel gegen Costa Rica freut, für das er Karten hat, knallen die beiden zusammen und der dynamische Reeders-Schwiegersohn Achim Delvental rammt dem Vollzeit-Loser Willi Korb sein nagelneues Mountainbike zwischen die Rippen. Jetzt aber aufgepasst. Denn der nette Sven, als unfreiwilliger Zeuge des Zusammenstoßes, ist fortan redlich bemüht, die beiden Herren zu verarzten, zu verköstigen und zu versöhnen. Aus dem Torjubel im Olympiastadion wird erst mal nix und Achim ist folgerichtig stinkesauer. Willi, weil unschuldig, ist indigniert und Sven, weil einsam, ist vor allem froh. Dass er jemandem von seinen Sorgen mit dem Chef und dem zur Seite geschafften Schwarzgeld erzählen kann, ferner von dem dazugehörigen Schwarzgeld-Schlüssel, dann noch von seiner ertrunkenen Verlobten Beke und seinem großen Traum, dereinst selbst einmal neben Beke in der Nordseebucht namens Ellenbogen beerdigt schwimmen zu wollen. Bei solcherlei Überredungsgeschick gelingt Sven wenigstens durch gezielte Kurzweil, einen Nichtangriffspakt der beiden Unfallgegner zu manifestieren. Und als denke der große, weise Trainer im Himmel, das genüge jetzt für Svens Vita, nimmt er ihn kurzerhand aus dem Spiel. Peng, ein kleiner Unfall und aus ist der Traum vom Erreichen des Finales. Sein plötzliches Ableben bringt die beiden Streithähne nun erst recht in Rage. Und sie tun, was man in solchen Filmen dann immer tut, sie nehmen sich der unglücklichen Leiche an. Wenn sie es schaffen sollten, mit Sven bis nach Sylt zu kommen, dann bestünde für Achim und Willi Aussicht auf einen Batzen Geld und für Sven die Möglichkeit, doch noch mit Beke vereint zu sein. Doch Sylt ist weit, die Autobahn voll und die Polizei mit jedem gewonnenen Deutschland-Spiel zahlreicher auf den Straßen präsent. Henry J. Hyde
alpa kino
Buch: Justus von Dohnanyi
Regie: Justus von Dohnanyi
Darsteller: Stefan Kurt, Jan Josef Liefers, Justus von Dohnanyi, Susanne Wolff, Antoine Monot jr., Katharina Matz, Devid Striesow, Christian Lau, Luisa Lindner
Kamera: Matthias Schellenberg
Musik: Stefan Will, Timo Blunck
Produktion: element e Filmproduktion, Lars Büchel, Bernd T. Hoefflin, Justus von Dohnanyi, Stefan Kurt
Bundesstart: 01.11.2007
Start in Dresden: 01.11.2007
FSK: ab 12 Jahren