Motel
Guten Abend, meine sehr geehrten Leserinnen und Leser. Wir beschäftigen uns heute mit dem amerikanischen Film »Motel«.
Was fällt uns gleich zu Beginn dieser Besprechung sofort ins Auge? Richtig! Der Titel »Motel« assoziiert uns sofort, dass etwas nicht stimmt, dass irgend etwas Unheilvolles in der Luft liegt und da es ein amerikanischer Film ist, können wir auch getrost davon sprechen, dass etwas im Busch ist, obwohl der Film vollkommen unpolitisch ist. Fragen wir uns nun und also, warum ist das so? Nun, letzten Endes haben wir dieses Phänomen Altmeister Alfred Hitchcock und seinem Kino-Knaller »Psycho« von 1960 zu verdanken, in dem ein Motel erstmals eine wichtige und schicksalstragende Rolle spielt. Eigenartigerweise zieht sich die düstere Rolle der vom amerikanischen Architekten Arthur Heinemann erfundenen Übernachtungsvariante am Rande der Stadt wie ein roter Zelluloidfaden durch die Projektoren der Filmgeschichte. Selbst für den von Kriminalität fast unberührten DDR-Bürger wurde spätestens nach dem Film »Fleisch« das Motel zum Sinnbild von Unglück und Verderben. OK, zugegebenermaßen natürlich nur das Motel im kapitalistischen Ausland, welches die guten Buchungszahlen des einzigen Motels in Dresden Zschertnitz belegten und wo meines Wissens nie jemand abhanden kam oder wenigstens gemeuchelt wurde. Dieses Stigma hat aber auch einen positiven Effekt, welchen sich der Film offensichtlich zu Nutzen zu machen gedenkt.
Wenn ich einen Psychogruselfilm schauen möchte, muss ich nicht lange suchen und im Kinokalender recherchieren, sondern weiß sofort, ein Film, der „Motel“ heißt, verheißt nichts Gutes, ich meine inhaltlich, und wie schon vermutet, landet das frisch verheiratete Ehepaar Amy und David Fox (Kate Beckinsale und Luke Wilson) nach einer Autopanne in einem abgelegenen und natürlich etwas wunderlichen Motel am besagten Rande von Nirgendwo. Selbstverständlich entspricht das Zimmer nicht den zehn deutschen TUI-Geboten und auch die Anwesenheit diverser sechsbeiniger Mitbewohner macht die Lage nicht schmucker. Aber dann entdeckt David eine eingestaubte Videokassette, die den grausigen Mord an zwei Personen in einem Motelzimmer zeigt. Unangenehmerweise handelt es sich im Video um genau dasselbe Zimmer, in dem sich Amy und David gerade befinden. Durch die Positionen der Einstellungen entdeckt David auch die Kameras, die immer noch im Zimmer installiert sind. Das ist der Moment, wo auch ihnen die Gewissheit kommt, dass sie Hauptdarsteller eines weiteren Snuff-Filmes werden sollen. Nun aber ist es schon fast zu spät….
Nicht umsonst tauschte Elvis gern das H mit dem M und sang in seiner vorausschauenden heiteren Art manchmal vom Heartbreak Motel, in dem die Herzen auch schon mal mechanisch gebrochen wurden. Aber auch in diesem Film verhilft eine weitere filmische Komponente und im wirklichen Leben prinzipiell harmloses und alltägliches Ereignis zum unvermeidlich Unglück: Die Autopanne. Diese Erscheinung, die zu mindestens im Film für bittere Folgeerscheinungen bürgt, behandeln wir aber im nächsten Heft.
Ihr Automobilist Ray van Zeschau
PS: Der Film, und das ist das eigentliche Besondere, stammt von dem ungaroamerikanischen Kraftwagenlenker Nimrod Antal, der sich 2004 dem Schicksal der aufopferungsvoll arbeitenden Kontrolleure (Öler) der zweitältesten U-Bahn der Welt, der Budapester Metro zuwandte. Das überaus gelungene Debut Kontroll sorgte nicht nur in Cannes sondern auch im fernen Los Angeles, die wiederum eine der jüngsten U-Bahnen der Welt besitzt, für helle Aufregung. Nicht nur dieser Umstand machte Nimrod Antal für Hollywood prädestiniert, sondern der Besitz seines in der Welt sehr seltenen magyarischen KFZ-Führerscheines.
Ray van Zeschau
Buch: Mark L. Smith
Regie: Nimród Antal
Darsteller: Luke Wilson, Kate Beckinsale, Frank Whaley, Ethan Embry, Scott G. Anderson, Mark Casella, David Doty
Kamera: Andrzej Sekula
Musik: Paul Haslinger
Produktion: Screen Gems, Hal Lieberman Company
Bundesstart: 19.07.2007
Start in Dresden: 19.07.2007
FSK: ab 16 Jahren