Stammheim
Der deutsche Regisseur Reinhard Hauff unternahm 1985 den Versuch einer filmischen Rekonstruktion des Prozesses gegen die Mitglieder der „Roten Armee Fraktion“ (RAF). Das Verfahren begann 1975 im Hochsicherheitstrakt des Stadtteils von Stuttgart, der auch dem Film seinen Namen gab: »Stammheim«. Angeklagt wegen zahlreicher terroristischer Anschläge waren die RAF-Gründer Andreas Baader (Ulrich Tukur), Ulrike Meinhof (Therese Affolter), Gudrun Ensslin (Sabine Wegner) und Jan-Carl Raspe (Hans Cremer).
Der Film basiert auf den Protokollen des 192 Tage währenden Prozesses. Die Spannung der kammerspielartigen Gesellschaftsstudie beruht auf den unüberbrückbaren Gegensätzen, die zwischen den Kontrahenten herrschen: Auf der einen Seite die „Stadtguerilleros“, die sich als Polit-Märtyrer und Opfer der Klassenjustiz verstanden wissen wollen, auf der anderen der überforderte Richter, der rachsüchtig und ohne Verständnis für die Staatsfeinde deren Taten einzig aus strafrechtlicher Sicht beurteilt.
Wegen dieser Sicht auf historische Geschehnisse war seinerzeit keine öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt bereit, sich an der Produktion des Films zu beteiligen. Das Polit-Drama wurde 1986 auf der Berlinale mit einem Goldenen Bären ausgezeichnet - unter dem Protest von Jury-Mitglied Gina Lollobrigida, die sich öffentlich vom Votum des Preisgerichts distanzierte.
Buch: Stefan Aust, Günter Wulff
Regie: Reinhard Hauff
Darsteller: Ulrich Pleitgen, Ulrich Tukur, Therese Affolter, Sabine Wegner, Hans Kremer, Hans Christian Rudolph, Peter Danzeisen, Holger Mahlich, Marina Wandruszka
Kamera: Frank Brühne
Musik: Marcel Wengler
Produktion: Bioskop-Film, Eberhard Junkersdorf, Jürgen Flimm
Bundesstart: 30.01.1986
Start in Dresden:
FSK: ab 16 Jahren