Weiter als der Mond
Jedes Ende einer Kindheit ist immer auch eine Vertreibung aus dem Paradies. In Stijn Coninx' »Weiter als der Mond« wird diese schmerzhafte Erfahrung gleich auf zweifache Weise vorangetrieben: Der Film spielt im Holland des Jahres 1969, und die Amerikaner planen, eine Rakete auf den Mond zu schießen. Für die neunjährige Caro gerät damit ihr strenges katholisches Weltbild ins Wanken, denn ein Gott, der sich nicht gegen die menschlichen Eindringlinge zur Wehr setzt, wird ihr auch nicht bei der Bewältigung ihrer Probleme helfen können. Und die sind groß. Denn Caros zeugungsfreudiger Vater, der seine sechs Kinder im Glauben an die Liebe Gottes erzieht und sich um weltliche Dinge kaum kümmert, greift immer öfter zur Flasche, treibt die Mutter mit seinen Eskapaden in den Nervenzusammenbruch und lässt schließlich aus Versehen die Tiere im Stall verhungern. Spätestens mit dem Tod anderer unschuldiger Kreaturen ist es für Caro mit dem naiven Glauben an einen alles wieder ins rechte Lot bringenden Gott vorbei, nun wird sie mit der Welt der Erwachsenen konfrontiert, in der der Alkohol verantwortungslos und böse macht.
Kinder sind die energischsten Verteidiger der Familie, auch wenn diese sich vor ihren Augen auflöst. Doch in »Weiter als der Mond« gibt es irgendwann einmal einen Punkt, an dem Caro der Entscheidung ihrer zaudernden Mutter vorgreift…
Die psychologischen Beobachtungen, die sensibel sind für die Zerbrechlichkeit einer Kinderwelt, machen die Stärke dieses Films aus. Vor allem Neeltje de Vree in der Rolle von Caro ist es zu danken, dass er mit intensiven Momenten und inspirierten Dialogen überrascht.
Buch: Jaqueline Epskamp
Regie: Stijn Coninx
Darsteller: Johanna ter Steege, Huub Stapel, Neeltje de Vree, Nyk Runia, Yannic Pieters, Julia van Litsenburg, Isabel Leur, Anneke Blok
Kamera: Walther vanden Ende
Musik: Henny Vrienten
Produktion: Lichtblick, Isabella Films (NL), Sophimages (B), Zentropa (DK), arte, ZDF, Els Vandevorst, Ineke van Wierst, Jan Roekens, Joachim Ortmanns, Peter Aalbæk Jensen
Bundesstart: 12.05.2005
Start in Dresden: 12.05.2005