Schildkröten können fliegen
An der türkischen Grenze des Nord-Iraks in einem kurdischen Flüchtlingslager kurz vor Beginn des amerikanischen Angriffes auf den Irak: Waisenkinder des Lagers verdienen ihr Geld mit dem Bergen von Landminen - kein Abenteuer sondern lebensgefährlich.
Der 13-jährige “Satellit“ ist technisch versiert und Fan der Amerikaner. Er führt eine Gruppe von Kindern an und hat gute Kontakte zu den Händlern der Stadt. Fast nebenbei verschafft er dem benachbarten Bergdorf eine Satellitenschüssel, was ihm seinen Spitznamen einbringt.
Eines Tages begegnet er dem Mädchen Agrin mit ihrem zweijährigen Sohn Digah und Hengov, ihrem hellsichtigen Bruder, der sich rührend um Digah kümmert. Satellit verliebt sich in Agrin. Doch sie kann seine Gefühle nicht erwidern, sie ist schwer traumatisiert. Ihr Sohn, Digah, ist für sie die permanente Erinnerung an dieses unglaubliche Leid. So nimmt die Katastrophe ihren Lauf… Beim Versuch Digah zu retten wird Satellit schwer verletzt.
»Schildkröten können fliegen« ist seit 26 Jahren der erste Film, der Im Irak gedreht wurde. “Es gibt keine Schauspieler im Irak, weil das Medium Film noch eine neue Kunst ist“ berichtet der Regisseur Bahman Ghobadi (Die Zeit der trunkenen Pferde). Dem Film tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil: Durch die Besetzung mit Laiendarstellern gewinnt er eine schier unglaubliche Authenzität und Soran Ebrahim in der Rolle des Satellit trägt den Film wie ein Vollprofi.
Neben Auszeichnungen in Teheran, Rom, Tokio, Sao Paulo, Montreal, Chicago und San Sebastian wurde der Film auch auf der BERLINALE 2005 begeistert aufgenommen und geehrt - wahrlich zu Recht, denn wäre es nicht bereits der 20. Friedenspreis gewesen, der in diesem Jahr vergeben wurden, man hätte diesen Preis für »Schildkröten können fliegen« neu kreieren müssen !
Buch: Bahman Ghobadi
Regie: Bahman Ghobadi
Darsteller: Soran Ebrahim, Avaz Latif, Saddam Hossein Feyssal, Hiresh Feyssal Rahman, Abdol Rahman Karim, Ajil Zibari
Kamera: Shahriar Assadi
Musik: Hossein Alizadeh
Produktion: Mij Film Co., Bahman Ghobadi
Bundesstart: 05.05.2005
Start in Dresden: 16.06.2005