Resist! - Ein Traum vom Leben mit dem Living Theatre

Dokumentation, Belgien/Deutschland 2003, 90 min

Das „Living Theatre“ gehört zu den einflussreichsten experimentellen Theatergruppen der Welt. 1947 in New York gegründet, 2003 in die „Hall of Fame“ am Broadway aufgenommen, propagierte diese Truppe in über 25 Ländern einen anarchischen Pazifismus und gewaltfreien Widerstand im Sinne Gandhis. Dirk Szuszies porträtiert in seiner suggestiven, ambitionierten Doku die Gründerin Judith Malina und die aktuellen Spielorte der Truppe.
New York am 16. September 2001. Ein Blick aus dem Nachthimmel auf Ground Zero, die offene Wunde. „Reagiert nicht mit Gewalt auf die Gewalt!“ ruft eine Gruppe Menschen, „resist!“. Alte und Junge, die rufen, klagen, singen, sich in die Arme fallen. Überblendung zu lauter Nackten, die ineinander verschlungen Zärtlichkeit vorführen. Zwischen diesen Aufnahmen liegen 40 Jahre. Beide Male handelt es sich um Akteure des „Living Theatre“. Immer wieder wollen sie an den Krisenherden und Brennpunkten der Welt auf das menschliche Drama aufmerksam machen. Das New Yorker „Living Theatre“ ist legendär, ebenso die Gründerin Judith Malina. Die quirlige 77-jährige, ein 200-prozentiger Alt-Hippie, verteidigt hartnäckig ihren pazifistischen Ansatz: „Unsere Erziehung sagt uns, dass wir nichts ändern können. Aber die Kunst zeigt, dass es möglich ist, etwas zu tun. Jeder einzelne ist Antigone“. Dokumentarfilmer Dirk Szuszies, in den 80er Jahren selbst Mitglied des „Living“, lässt sich von Judith Malinas Energie anstecken und folgt der Truppe zu den Demonstrationen anlässlich des G-8 -Gipfel in Genua oder in ein ehemaliges Internierungslager im Südlibanon. In dem anschließenden Workshop bilden sich Fronten. Ein junger Libanese lehnt das Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit ab, seine Familie habe zu sehr gelitten. Die prompte Antwort Judith Malinas: „Und? Meine ganze Familie wurde im Dritten Reich ausgelöscht“. Es sind harte Konfrontationen, die Szuszies konsequent in seinen hervorragend fotografierten Bildern aufgreift. Immer wieder lenkt er die Kamera von den ewigen Blumenkindern auf die Umgebung, die Zerstörung, die Polizeieinsätze, die Trauer um die Toten. Starke Momente wechseln mit nachdenklichen Totalen, eine meditative Musikuntermalung lässt an den Stil von „Koyaanisqatsi“ denken. Es geht Szuszies um die Idee, diesen „Traum vom Leben“, den Judith Malina und ihr heutiger Mitstreiter und Lebenspartner Hanon Reznikov in die Welt tragen. Er macht gleichzeitig deutlich, wie kindisch und unrealistisch dieser Traum wirkt - und wie sehr wir ihn brauchen.

Buch: Dirk Szuszies

Regie: Dirk Szuszies, Karin Kaper

Darsteller: Julian Beck, Judith Malina, Hanon Reznikov

Kamera: Dieter Vervuurt

Sprecher: Dirk Szuszies (Erzähler)

Musik: Carlo Altomare

Produktion: YC Aligator Film (B), Eric van Beuren

Bundesstart: 14.10.2004

Start in Dresden: 13.01.2005

FSK: ab 12 Jahren