Blue End

Dokumentation, Schweiz 2000, 85 min

Der Schweizer Regisseur Kaspar Kasics rollt in seinem 2000 entstandenen, 80-minütigen Film das Schicksal des 1993 in Huntsville (Texas) hingerichteten Mörders Joseph Paul Jernigan auf. Der schnell Abgeurteilte erlangte nach seinem Tod unter dem Namen „Visible Man“ wissenschaftliche Berühmtheit. Er ist im Internet als digitalisierter, mit aufwändigen Simulationen versehener Anatomieatlas für alle Welt abrufbar. Zehn Minuten nach seinem Tod durch die Giftspritze wurde Jernigan aus Huntsville nach Denver überführt, in kobaltblaue Gelatine eingefroren und während vier Monaten millimeterweise abgehobelt und fotografiert. In seinem Film, der die Praxis der Todesstrafe ebenso hinterfragt wie die Verwendung des Toten für wissenschaftliche Zwecke, lässt Kasics die unterschiedlichen Wirklichkeitsauffassungen der Beteiligten aufeinander prallen. Der ohnmächtige Bruder Bobby und die von Selbstvorwürfen geplagte Ehefrau, die ihren Mann nach dem Mord angezeigt hatte, aber nicht erahnen konnte, welche Konsequenzen sie erwarten, vermitteln in langen Einstellungen eine erschütternde Hilflosigkeit. Nüchterner kommen der gegen die Todesstrafe plädierende Anwalt und die damals unerfahrene und überforderte Pflichtverteidigerin zu Wort. Eine geradezu monströse Gleichgültigkeit gegenüber dem Einzelschicksal vermittelt der sezierende Wissenschaftler, den ausschließlich das Material interessiert.

Buch: Kaspar Kasics

Regie: Kaspar Kasics

Kamera: Pierre Mennel

Musik: Mich Gerber

Bundesstart: 25.03.2004

Start in Dresden: 29.04.2004