Flug 93

Drama, USA 2006, 111 min

Wo Hollywood bei der Nacherzählung authentischer Ereignisse gewöhnlich zu gedankenloser Übertreibung und Popcorn-gerechter Ausschmückung neigt, setzt der britische Regisseur Paul Greengrass mit einem sehr ausgeglichenen Blick auf die Ereignisse des 11. Septembers und mit zurückhaltender Untertreibung ein Achtungszeichen.
Die Dramatik der Ereignisse kann er ohnehin nicht übertreffen. Er will erklärtermaßen nichts weiter, als den Flug United Airlines 93 am 11. September um acht Uhr zweiundvierzig Richtung San Francisco starten zu lassen. Mit einer klar umrissenen Anzahl von Passagieren an Bord, mit einer ambitionierten Crew und mit den todesmutigen Attentätern. Greengrass stellt sie allesamt, fast dokumentarisch, in eine Reihe. Egal ob den Entführer beim morgendlichen Gebet, den Piloten beim Bording Check oder den Fluggast bei der Suche nach einem schönen Fensterplatz, die verzweifelten Fluglotsen oder die hilflosen Einsatzkräfte des Militärs. Wären sie doch an diesem Tag im Stau stecken geblieben, oder hätten einen Zubringerflug verpasst, dann würden sie jetzt noch leben. Dann würden sie jetzt vielleicht im Kino sitzen und sich selbst wieder erkennen. In den zum Tode Verurteilten. Selten hat die Handlung eines Filmes noch vor dem Vorspann so fest gestanden und war das Ende so unvermeidbar wie bei »United 93«. Trotzdem ertappt man sich an exponierten Stellen immer wieder, den rettenden Regieeinfall, die sehnlichst herbei gewünschte Drehbuch-Wendung zu erblicken. So wie es die unzähligen fiktiven Geschichten immerzu bereithalten. Doch nichts dergleichen kommt in den 111 Filmminuten vor. Natürlich abgesehen von dem verzweifelten Versuch der entschlossensten Passagiere, die entführte Maschine den Attentätern wieder zu entreißen.