Baumeister des Sozialismus: Walter Ulbricht

Dokumentation, DDR 1953

Als im Jahre 1989 eine Arbeitsgruppe viele der sogenannten Kellerfilme auf die lichte Leinwand zurückbrachte, übersah man in den Archiven einen Film. Von niemandem erwähnt, von keinem gesucht wurde ein Film namens »Baumeister des Sozialismus«.
Pünktlich zum 30. Juni 1953 sollte dieser Film aufgeführt werden. An jenem Tag beging Walter Ulbricht seinen 60. Ehrentag. Aus diesem Anlass hatte die SED-Führung einen umfangreichen Maßnahmekatalog erarbeitet. Straßen, Kulturhäuser und Stadien sollten den Namen Ulbrichts erhalten, eine gesammelte Ausgabe seiner Schriften wurde in Auftrag gegeben, der Schriftsteller Johannes R. Becher wurde mit einer biografischen Dokumentation betraut. Cineastischer Höhepunkt sollte »Baumeister des Sozialismus« werden. Das Niveau des Films versuchte die DEFA durch namhafte künstlerische Mitarbeiter auf eine gewisse Höhe zu bringen: Die Komponisten Otmar Gerster und Ernst Hermann Meyer schrieben eine sinfonische Musik und der unlängst verstorbene Stephan Hermlin einen Kommentar, mit Sätzen wie: „Walter Ulbricht liebt die Jugend, die Jugend liebt Walter Ulbricht“ oder: Der Generalsekretär sei „ein Mann scharfen Blicks und schnellen Entschlusses.“
Um Ulbrichts Rolle in der Zeit der Weimarer Republik und vor allem seine Zeit im sowjetischen Exil macht »Baumeister des Sozialismus« weitgehend einen Bogen. Kernstück ist die Würdigung Walter Ulbrichts als Lenker und Leiter des Sozialismus.
Alles hätte so schön werden können. Doch dann starb Stalin, die sowjetische Führung änderte ihre Deutschlandpolitik, und auch im Zusammenhang mit dem Volksaufstand am 17. Juni wirkte ein derartiger Kultfilm etwas fehl am Platze.
Denn schon damals reimte der Volksmund: „Spitzbart, Bauch und Brille / sind nicht des Volkes Wille.“

Regie: Ella Ensink, Theo Grandy

Bundesstart:

Start in Dresden: 07.08.1997