TRAILER

Momo

Family, Deutschland 2025, 91 min

In alten Zeiten, als die Menschen noch in ganz anderen Sprachen redeten, vertrieben sich die Leute ihre Zeit gern in großen, dunklen Räumen, und sie waren froh. Und war es jemand nicht, dann riefen alle „Ja, dann geh doch zu Momo!“ Niemals werde ich mein hüpfendes Herz vergessen, als zum ersten Mal der kleine Lockenkopf von Radost Bokel, so ganz vorsichtig knapp über die Kamera schaute, und als dann ihr Momo-Lächeln allen im Saal den Atem nahm. Dieser Moment kommt nicht zurück, auch wenn die Geschichte von Momo jetzt wieder in einem großen, dunklen Raum erzählt wird. Aber das ist gut so. Gewichtiger ist, die Geschichte hat nicht ein Gramm verloren von ihrer scharfsinnigen Schwere, im Gegenteil, handelt sie doch vom Nutzen des Unnützen, vom freien, absichtslosen Spiel und davon wie Zeitsparzwang alles Kreative auffrisst. Die kleine Waise Momo (Alexa Goodall) beherrscht die schlichte Kunst des Zuhörens. Sie hockt sich hin, gleich hier bei Gino und Beppo Straßenkehrer, und nimmt sich Zeit für ihr Gegenüber. Und die Menschen sind glücklich und bummeln miteinander. Damit durchkreuzt Momo jedoch die Pläne einer internationalen Gruppe Grauer Damen & Herren, bekommt dann Hilfe von Kassiopeia, trifft Meister Hora (Martin Freeman) und versucht den armbandgesteuerten Optimierungswahn zu stoppen. Wenn Ende gut, dann fast alles … Die Zuschauerinnen erwartet jedenfalls ein fantastisch kreatives Spektakel, immerhin ist die Liste der hier beteiligten CGI-Crew drei Mal so lang, wie die der Darstellerinnen. Unter Letzteren fehlen dieses Mal die heute 50-jährige Radost Bokel aus Bad Langensalza und auch der viel zu früh verstorbene Michael Ende. Der begnadete Autor, der immer händeringend seinen Figuren hinterherschrieb, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, wenn die sich, Freiheit und Fantasie unterm Arm, auf und davon machten, wäre dieses Mal im besten Alter für Meister Hora gewesen.
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