Abendland

Von Links oder Rechts, vom Klimawandel oder der Letzten Generation, vom Coronavirus oder den Maßnahmen dagegen. Demonstrationen hier und da, mal gegen die Staatsmacht und mal im Schulterschluss mit ihr, hin und wieder auch mal verboten oder niedergeknüppelt.
Mit einer solchen Demonstration beginnt auch der zweite Kinofilm des Videokünstlers Omer Fast. Mit einer Angela-Merkel-Maske getarnt, gerät die Protagonistin von „Abendland“ in eine Protestaktion im Wald - man denkt unwillkürlich an den Hambacher oder den Dannenröder Forst, an die langwierigen Besetzungen der zur Rodung freigegebenen Waldgebiete und die teils gewaltsame Räumung der Aktivistenlager. Auch hier fällt irgendwann die Polizei in die Protestgruppe ein. Angela (Stephanie Amarell) mit ihrer Angela-Merkel-Maskierung kann zwar flüchten, findet sich aber schließlich verletzt und orientierungslos tief im Wald wieder.
Dort trifft sie zunächst auf einen stummen Jungen mit einer Disney-Aladdin-Maske, und schließlich auf eine Exklave von gleichfalls bunt und popkulturell maskierten Aktivisten - oder vielmehr Aussteigern, der Unterschied wird später noch wichtig und diskutiert werden. Die Lagerbewohner retten die junge Frau zwar, nehmen sie zunächst einmal aber auch gefangen. Unter ihnen findet sich zufällig auch noch eine zweite Merkel-Doppelgängerin, Angie, die dafür plädiert, die Verletzte erst einmal in einer Hütte weit über dem Waldboden abzulegen - zur Quarantäne, denn „sie könnte ja ansteckend sein“… Handelt es sie wieder um einen Fall von zu viel Tagesfreizeit? Hmmm…
José Bäßler