The Kindness of Strangers - Kleine Wunder unter Fremden

New York City im Winter. Der Wind treibt durch die zugigen Straßen, treibt Menschen vor sich her. Wege kreuzen und Schicksale verknoten sich. Die junge Clara (Zoe Kazan) steht mit ihren Kindern auf der Straße. Sie ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann, als das Familienauto abgeschleppt wird, haben die drei keine Bleibe mehr. Alice (Andrea Riseborough), eine Krankenschwester, die in der Notaufnahme ständig Überstunden schieben muss, weil sie keine Familie hat, sucht Erfüllung als Therapieleiterin einer „Vergebungsgruppe“. Der Ex-Knacki Marc sitzt mit seinem Anwalt in einem russischen Restaurant und bekommt zum Nachtisch gleich den Job als Geschäftsführer des Winter Palace. Jeff (Caleb Landry Jones) hingegen ist ein permanenter Job-Loser, immer kurz vor dem totalen Absturz. Ob Schicksal oder schlechtes Wetter - die Willkürlichkeit des Daseins lässt sie aufeinander treffen. Das Winter Palace ist der wärmende Ort, an dem sie sich finden - und die Möglichkeit, eine neue Abbiegung zu nehmen.
Fast 20 Jahre liegt »Italienisch für Anfänger« (Silberner Bär 2001) zurück, inzwischen ein Klassiker des Dogma-Kinos. Die Dänin Lone Scherfig hat in der Zwischenzeit thematisch ganz unterschiedliche Filme gedreht (zuletzt »The Riot Club« und »Ihre letzte Stunde«). In ihrem neuen Film wendet sie nun wieder eine ähnliche Struktur wie in ihrem großen Hit der Jahrtausendwende an und hat erstmals das Drehbuch selbst geschrieben. »The Kindness of Strangers - Kleine Wunder unter Fremden« ist mehr Melodrama als Komödie. Er fokussiert auf das Aufbrechen des blicklosen Aneinandervorbeilaufens in den Metropolen und ist ein eindringliches Plädoyer für Menschlichkeit und Herzenswärme.
Grit Dora