7500
Liebe Freunde der Luftfahrt und des adventös aviatischen Filmvergnügens. Aviatische Kinokunst gibt es in der Tat bereits sehr lang und vor allem mannigfaltig (ja auch frauenfaltig) und unterteilt sich im Genre des Aviator Movies selbst noch einmal zuhauf und das ohne Monika und Klaus Dieter. Erinnern wir uns nur an Howard Hughes „Hells Angel“ aus dem Jahre 1930 oder an meinen ersten Flugzeugfilm „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“, den ich 1969 im Lichtspieltheater Großenhainer Straße erblickte. Bei Letzterem lag noch eindeutig der Spaß im historischen Gewande an, was man vom vorliegenden Film nicht gerade behaupten kann. „7500“ kommt passend zur Jahreszeit. Ein Flug von Berlin nach Paris kurz vor Weihnachten. Schönefeld scheint es jedenfalls nicht zu sein. Für den routinierten Piloten Michael Lutzmann (Carlo Kitzlinger) und Kopilot Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) läuft alles seine gewohnten Gänge, alltägliches Abarbeiten der Checklist im Cockpit des Airbus A319. In der Kabine Passagiere, die sich zum großen Teil aus Geschäftsleuten zusammensetzen. Unter der Kabinencrew Tobias’ Freundin Gökçe (Aylin Tezel), mit der er ein zweijähriges Kind hat und die sich jetzt als Flugbegleiterin um das Wohlbefinden der Fluggäste kümmert. Die Maschine hebt ab und die ersten Flugminuten verlaufen wie geplant, als die Maschine die Reiseflughöhe erreicht hat und das Essen für die Piloten ins Cockpit gebracht werden soll, gerät die Situation jedoch außer Kontrolle. Aus der Routine wird ein fast unerträglicher Ausnahmezustand. Plötzlich versuchen Terroristen, im Moment der kurz geöffneten Tür das Cockpit zu stürmen. Dabei wird Kapitän Lutzmann schwer verletzt. Copilot Ellis gelingt es aber, einen der Angreifer außer Gefecht zu setzen und kann verhindern, dass die anderen das Cockpit übernehmen können. Die hoch aggressiven Männer schlagen auf die verschlossene Tür ein und drohen über die Wechselsprechanlage damit, Passagiere zu ermorden, wenn Ellis sie nicht in das Cockpit lässt. 7500 ist hierbei nicht nur die Nummer des Fluges sondern auch in der internationalen Luftfahrt der Emergency Code für eine Flugzeugentführung, den Ellis augenblicklich absetzt. Nun ist er auf sich alleine gestellt und der Rest der islamistischen Geiselnehmer hat nicht nur die Passagiere, sondern ausgerechnet auch Ellis‘ Freundin Gökce in ihrer Gewalt. Lediglich über die Cockpit-Kamera hat er das dramatische Geschehen an Bord im Blick, kann aber nur den Bereich vor der verbarrikadierten Tür einsehen, der durch einen Vorhang vom Rest der Passagierkabine abgetrennt ist. Nun befindet er sich in der unmenschlichen Position, über Leben und Tod entscheiden zu müssen. Die Zerreißprobe zwischen der Rettung einzelner Leben oder eine noch immensere Katastrophe zu verhindern. Gelingt es den Terroristen, bis ins Cockpit vorzudringen, sind nicht nur die Passagiere und die Crew in Gefahr. Das Langspieldebüt von Regisseur Patrick Vollrath, welches von SWR, BR und arte co-produziert wurde, zeigt dem deutschen Genrekino mal, wie es durchaus auch mal hervorragend besser gehen kann. Weitermachen!
Ray van Zeschau (Flugbeschämter)
Ray van Zeschau
Buch: Patrick Vollrath, Senad Halilbasic
Regie: Patrick Vollrath
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Carlo Kitzlinger, Max Schimmelpfennig, Aylin Tezel, Murathan Muslu, Omid Memar, Passar Hariky, Cornel Nussbaum, Hicham Sebiai
Kamera: Sebastian Thaler
Produktion: Augenschein Filmproduktion, Jonas Katzenstein, Maximilian Leo, Franz Novotny, Alexander Glehr, Laura Solbach, Jenny Lorenz, Zoé Jacob
Bundesstart: 26.12.2019
Start in Dresden: 26.12.2019
FSK: ab 12 Jahren