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Der Spitzenkandidat

Drama, USA 2018, 114 min

Das 2015 erschienene Sachbuch, auf dem dieser Film von Jason Reitman basiert, heißt auf Deutsch übersetzt „Die ganze Wahrheit ist draußen: Die Woche, in der die Politik in der Boulevardpresse landete“. Kann man sich heutzutage überhaupt noch vorstellen, dass Politik mal nicht in der Boulevardpresse behandelt wurde? Schwerlich. Doch als Senator Gary Hart (im Film: Hugh Jackman) 1988 zur US-Präsidentschaftswahl antrat, ging es ausschließlich um politische, menschliche und fachliche Kompetenz. Inmitten des Wahlkampfes bringt Senator Hart jedoch eine angebliche außereheliche Affäre in Bedrängnis und gefährdet die gesamte Kampagne. Wer sich in Geschichte auskennt, weiß auch ohne meinen Spoiler, dass der gerade erst verstorbene George H.W. Bush 1988 US-Präsident wurde, der Film kann für Hart also nicht gut ausgehen. Das ist aber auch nicht das Ziel dieser brillant besetzten Geschichte. Vielmehr ist es interessant, wie weitreichend die Auswirkungen der damaligen Schmutzkampagne bis heute auf die US-Politik und die gesamte politische Weltbühne sind. Gary Hart war der erste Politiker, bei dem das Intimleben von Politikern zum medial diskutierten Thema wurde. Bill Clinton spürte die Auswirkungen Jahre später, andere fassen fast drei Jahrzehnte später Frauen an ihren Miezen an und werden trotzdem Präsident. Daher: Genießen wir den Zustand 1988 und eine herausragende, preisverdächtige Performance von Hugh Jackman, der sich innerhalb einer verhängnisvollen, chaotischen Woche vom demokratischen Hoffnungsträger ganz schnell zu einem Mann wandelt, der erbittert um seine Integrität kämpft.
Viktoria Franke