Von Trauben und Menschen

Dokumentation, Frankreich 2014, 79 min

Die Weinlese, eine jahrtausendealte Tradition, ein fast schon kultisch verklärter Handgriff; das ist die Ernte der spätsommerlichen Trauben. Natürlich wird guter Wein von Hand gelesen, und natürlich braucht eine Lese, je nach Weinberggröße, mehrere Tage bis Wochen. Da empfiehlt es sich, einen festen Personenkreis damit zu betrauen. Östlich von Toulouse, in der Region Gaillac, treffen sich fünfzehn Frauen und Männer für zwei Monate, um dieser ewiglich gleichen Tätigkeit nachzugehen. Ein Eimer, eine Schere, eine endlos scheinende Reihe von Weinstöcken, das ist die Routine für sechzig Tage. Mit derselben Gelassenheit, wie sie ein guter Wein zum Reifen braucht, nimmt sich diese Doku der verschiedenen Geschichten ihrer Protagonisten an. Quer durchs Land reisen die Menschen, um auf den Feldern die Trauben zu lesen. Da sind Herkunft und Motivation höchst unterschiedlich. Studentinnen brauchen jeden Cent, genauso wie arbeitslose Frauen und Männer jenseits der fünfzig. Neben naturverbundenen Familienvätern lesen vom Leben gezeichnete Großväter. Alle verbindet eine gottgewollte Entschleunigung, welche sich auch jenseits des Weinbergs, oder vielleicht ganz besonders da wieder finden lässt. Denn nach einem Tag Arbeit gelüstet es die Beteiligten allenfalls nach etwas Essen, Körperpflege und vielleicht einem belanglosen Gespräch am Abend. Vor allem aber nach Ruhe. In den langen Tagen der Lese wechseln Stimmungen, Wetter und die Zusammensetzung der kleinen Gruppen, das Ziel bleibt aber immer gleich. Den Lohn für ihre Arbeit in der Tasche und im Glas zu haben. Und mit der letzten Rebe, dem letzten Handgriff, ein soziales, ökonomisches und berauschendes Kulturgut erschaffen zu haben.
alpa kino

Buch: Paul Lacoste

Regie: Paul Lacoste

Kamera: Yvan Quéhec

Musik: Olivier Cussac

Produktion: Everybody on the Deck, Gaëlle Bayssière, Didier Creste

Bundesstart: 01.09.2016

Start in Dresden: 01.09.2016

FSK: o.A.