Zweite Chance
Man freut sich erst mal, wenn man hört, dass es wieder einen neuen Susanne-Bier-Film aus Dänemark gibt. Großartig waren doch ihre Dramen »Open Hearts« (2002), »Brothers« (2004) und »Nach der Hochzeit« (2006), die moralischen Konflikte ihrer Figuren sind so verzwickt und beklemmend, dass sie noch lange nachwirkten. Auch ihr erster Hollywoodfilm »Things we lost in the Fire« (2007) kann als gelungene Fortsetzung ihrer Arbeiten betrachtet werden. Nach ihrem letzten überwältigenden Film »In einer besseren Welt« (2011) hat sie erneut in Amerika gedreht. Ihre erste Liebeskomödie »Love is all you need« (2012) und das Westernmelodrama »Serena« (2014) konnten allerdings nicht so wie ihre europäischen Filme überzeugen.
Also freut man sich über ihre Heimkehr, wird dann aber leider enttäuscht. Die Voraussetzungen stimmen zwar, das Drehbuch stammt wieder von Anders Thomas Jensen, mit dem sie bisher alle dänischen Filme gemacht hat, und auf die Schauspieler Ulrich Thomsen (auch er ein alter Partner Biers) und Nikolaj Coster-Waldau (der inzestuöse Bösewicht aus »Game of Thrones«) ist auch Verlass. Sie spielen zwei befreundete Polizisten, der eine (Coster-Waldau) sauber und gesetzt, der andere (Thomsen) versoffen und depressiv, deren äußerliche Erscheinung sich innerlich dann aber umkehrt, als sich der vermeintlich Gute moralisch überhebt und das Baby eines Junkiepärchens stiehlt, um es als sein eigenes großzuziehen, während sein Freund es nicht zulassen kann, dass er das Recht in seine eigenen Hände nimmt.
So aufgesetzt die Ausgangslage bereits klingt, so unglaubwürdig wird die Geschichte dann auch fortgesetzt und enttäuscht vor allem deswegen, weil man von Susanne Bier eigentlich mehr erwarten kann.
Felix
Buch: Anders Thomas Jensen
Regie: Susanne Bier
Darsteller: Nikolaj Coster-Waldau, Ulrich Thomsen, Nikolaj Lie Kaas, Thomas Bo Larsen, Maria Bonnevie, Roland Møller, Molly Blixt Egelind, Ewa Fröling
Kamera: Michael Snyman
Musik: Johan Söderqvist
Produktion: Sisse Graum Jørgensen
Bundesstart: 14.05.2015
Start in Dresden: 14.05.2015
FSK: ab 12 Jahren