Selma

Drama, Großbritannien 2014, 128 min

Während Martin Luther King im Dezember 1964 in Oslo den Friedensnobelpreis entgegennimmt, versucht eine schwarze Frau in der Kleinstadt Selma in Alabama, sich als Wählerin registrieren zu lassen. Doch wie es das Gesetz will, das vom Antragsteller eine genaue Kenntnis der Verfassung verlangt und den (weißen) Prüfern bei den Fragen scheinbar volle Willkür gewährt, scheitert sie genau so wie fast alle Afroamerikaner zu jener Zeit in den amerikanischen Südstaaten. Mit dieser Gegenüberstellung zweier so widersprüchlicher Szenen beginnt der Film, der die drei Protestmärsche im März 1965 von Selma nach Montgomery und damit einen Höhepunkt des Civil Rights Movements behandelt.
Wurde der erste Marsch noch brutal von der Polizei niedergeknüppelt, konnte durch die Fernsehbilder dieser Eskalation allerdings jene Öffentlichkeit erreicht werden, die schließlich den fünf Tage währenden Demonstrationszug unter dem Schutz der Armee möglich und damit eine Gesetzesänderung zum Voting Rights Act unausweichlich machte. Sollte man meinen. Heftig diskutiert wird in den USA nämlich gegenwärtig darüber, wie der Film den damaligen Präsidenten Lyndon B. Johnson darstellt - als Gegner des neuen Gesetzes von Martin Luther King erst überzeugt werden musste.
In Wirklichkeit, heißt es, hätten die beiden gemeinsam daran gearbeitet. Das mag sein. Vor dem traurigen Hintergrund der nicht lange zurückliegenden Aufeinandertreffen von weißen Polizisten und schwarzen Bürgern in Ferguson und Cleveland scheint jedoch erschütternder, dass dies nicht nur der erste Kinofilm über die Märsche von Selma nach Montgomery ist, sondern überhaupt das erste Biopic über Martin Luther King. Dass dieses Thema, von einer schwarzen Regisseurin verfilmt, letztendlich so wenige Oscar-Nominierungen erhielt, gab erneut Diskussionsanlass.
Felix