Elser - Er hätte die Welt verändert

Drama/Biographie, Deutschland 2015, 114 min

Dreizehn Minuten zu früh verließ Adolf Hitler am 8. November 1939 den Münchener Bürgerbräukeller und entging denkbar knapp einem Bombenattentat. Während sich die Hörer an den Volksempfängern fragten, was wohl dieses dumpfe Explosionsgeräusch zu bedeuten habe, rauschten Hitler und dessen Stab bereits ab in Richtung Münchner Hauptbahnhof. Nebel hatte den Heimflug nach Berlin und somit auch die von Georg Elser geplante Liquidierung der deutschen Kriegstreiber verhindert. Seit dem Münchner Abkommen von 1938 reifte in dem württembergischen Schreiner der Plan, Hitler, Göring und Goebbels auf einen Schlag zu beseitigen, weil „durch die Beseitigung dieser 3 Männer andere Männer an die Regierung kommen“ konnten und der drohende Krieg eventuell hätte verhindert werden können. Noch bevor die Bombe aber hochging, nahmen Grenzpolizisten Elser bei dem Versuch fest, in die Schweiz entfliehen zu wollen. Regisseur Oliver Hirschbiegel springt hin und her zwischen den aufwendigen Verhör-Versuchen seitens der GESTAPO und jener Zeit vor dem Attentat, die Elsers politische (oder sollte man besser sagen humanistische) Überzeugungen reifen ließen. Spannend ist es allemal, sich mit der Geschichte des „etwas anderen Hitler-Attentäters“ zu beschäftigen. Anders als bei Stauffenberg, wird Elsers Person noch jahrzehntelang in Deutschland totgeschwiegen. Zum einen wegen seiner Nähe zu den Kommunisten und zum anderen wohl auch, weil die GESTAPO später ganze Arbeit geleistet und Elser mehrere Feind-Legenden angedichtet hatte. Schnell haftete ihm auch eine Art „van der Lubbe-Stigma“ an. Weil beim Reichstagsbrand ein Einzeltäter geschickt als Marionette benutzt wurde, glaubte alle Welt, auch in Elser einen von den Nazis geführten Strohmann ertappt zu haben. Hitler und dessen Gefolgsleute konnten den politisch motivierten und handwerklich versierten Einzeltäter nie und nimmer akzeptieren. Elser wurde im April 1945, am selben Tag wie Ex-Abwehrchef Canaris, hingerichtet und gilt in gewissen Kreisen noch heute allenfalls als ein Attentäter zweiter Klasse.
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