Die Saat des heiligen Feigenbaums
Iman (Missagh Zareh) ist gerade zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran befördert worden, als eine Protestwelle den Iran überrollt, weil eine junge Frau durch Polizeigewalt getötet wurde. Die Demonstrationen nehmen stetig zu, Iman hat schwere Entscheidungen zu treffen. Ist es richtig, auf der Seite des immer härter agierenden Regimes zu bleiben? Als er diese Frage für sich bejaht, steht seine Familie vor einer Zerreißprobe. Seine Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) sympathisieren mit der Widerstandsbewegung, seine Frau (Soheila Golestani) versucht verzweifelt, die Risse zwischen Eltern und Kindern zu kitten. Als Imans Dienstwaffe verschwindet, richtet sich das Misstrauen des Vaters zuerst gegen seine Familie, er verhält sich zunehmend despotisch. Schließlich eskaliert die Situation…
Regisseur Mohammad Rasoulofs Film ist ersichtlich als unmittelbare Reaktion auf die Ermordung einer jungen Frau entstanden, er bezieht sich direkt auf die Proteste, die nach dem Tod von Mahsa Amini im Herbst 2022 hunderttausende Menschen im Iran auf die Straßen trieben. Gleichzeitig ist dieser kraftvolle und intensive Film zeitlos in seiner Beschreibung eines staatlichen Repressions- und Überwachungsapparates, der mit Kalkül familiäre Bindungen zersetzt.
Als »Die Saat des heiligen Feigenbaums« 2024 nach Cannes eingeladen wurde, erhielt der Regisseur fast gleichzeitig den Richterspruch über eine Haftstrafe von acht Jahren. Es gelang Rasoulof noch rechtzeitig, seine Heimat zu verlassen. So wurde der Film schon vor seiner Weltpremiere zum Politikum. Unabhängig davon ist der neue Film des Oscar-prämierten Regisseurs (»Doch das Böse gibt es nicht«) herausragende, bis zur letzten Minute hochspannende Kinokunst. Dafür gab es in Cannes den Sonderpreis der Jury, den Preis der Ökumenischen Jury und den FIPRESCI-Preis.
Grit Dora
Buch: Mohammad Rasoulof
Regie: Mohammad Rasoulof
Darsteller: Misagh Zareh, Soheila Golestani, Mahsa Rostami, Setareh Maleki, Niousha Akhshi, Reza Akhlaghi, Shiva Ordooei, Amineh Arani
Kamera: Pooyan Aghababaei
Musik: Karzan Mahmood
Produktion: Run Way Pictures, Parallel45
Bundesstart: 26.12.2024
Start in Dresden: 26.12.2024
FSK: ab 16 Jahren