Der Spitzname

Lassen Sie mich durch, in Sachen Namen kenn ich mich aus. Regisseur Sönke Wortmann, bekannt für Komödien wie »Contra«, konnte mit »Der Vorname« ein Millionenpublikum begeistern. Der Erfolg führte 2022 zur Fortsetzung »Der Nachname«, die im Gegensatz zum Vorgänger ohne französische Originalvorlage auskam und stattdessen aus der Feder von Drehbuchautor Claudius Pläging (»Catweazle«) stammte.
Nun setzen die Beteiligten noch einen drauf: Der dritte Teil der Reihe trägt den Titel »Der Spitzname«. Dieses Mal steht eine Hochzeit im Mittelpunkt! Thomas Böttcher (Florian David Fitz) und Anna Wittmann (Janina Uhse) laden ihre Familien in das verschneite Tirol ein, um den Bund fürs Leben zu schließen. Dabei versammelt sich ein illustres Ensemble aus acht aktuellen und zukünftigen Familienmitgliedern - darunter Mutter, Schwager, Geschwister, deren Kinder und möglicherweise sogar deren Haustiere. Die Dialoge sind gewohnt bissig und präzise, vor allem, wenn ein wortgewandter Darsteller wie Christoph Maria Herbst (»Stromberg«) seinen zynischen Witz ausspielen darf. Nach seiner ungewohnt einfühlsamen Rolle in »Der Buchspazierer« glänzt Herbst hier erneut als herrlich unsympathisches Ekelpaket. Doch auch die übrigen Schauspieler zeigen sichtbar Freude daran, sich in dieser dynamischen Familienkonstellation gegenseitig an den Rand der Geduld zu bringen. Fans von Filmen, in denen überspitzte Gesellschaftstypen ihre Ansichten auf unterhaltsame Weise aneinander reiben, werden bei »Der Spitzname« auf ihre Kosten kommen. Menschen mit einer Allergie gegen Christoph Maria Herbst hingegen eher nicht.
José Bäßler