Only God Forgives

Drama/Thriller, USA/Frankreich/Dänemark 2013, 89 min

Nicolas Winding Refn kehrt nach seinem tonangebenden Film »Drive«, der die verloren-melancholische Stimmung des zeitgenössischen Kinos prägt, zurück an den Ort seiner Sternstunde. In Cannes wurde dieses Jahr sein Neuling »Only God Forgives« an die Wand projiziert und erfuhr zerreißende Debatten allerorten. Der sphärische Nachfolger des Vorgängers erfüllt keinerlei Erwartungen. Noch weniger als in »Drive« geht es um die Story, um die Charakterzüge der Statisten - Refn macht subversives Kino. Es soll Gefühle auslösen, allerdings durch sinnliche Wahrnehmung und nicht durch Empathie. So lässt sich auch der Mangel an Dialogen und Erklärungen verstehen. Man wird als Zuschauer in absolute Einsamkeit verbannt und muss in Zeitlupe zusehen, wie einen der Neonschein des Ganges verschluckt. Eine Konstante behält der Regisseur jedoch bei: Er schnappt sich erneut den hyper-smarten, dieser Tage unübersehbaren Ryan Gosling und lässt ihn stylisch-brutal durch den Bildschirm spazieren.
Julian (Gosling) ist ein Flüchtling, man könnte fast sagen ein politischer, wenn Drogenhandel hinein zählt. Mit seinem Bruder Billy (Tom Burke) betreibt er einen Box-Club als Fassade. Als dieser allerdings eine minderjährige Prostituierte umbringt, geschieht ihm Ähnliches und Julian muss dem Wunsch der skrupellosen Mutter (Kristin Scott Thomas) nach Blutrache nachgehen. All das spielt sich in der rotschwarzen Unterwelt Bangkoks ab und wirkt seltsam anziehend und abstoßend zugleich. Die moralische Verkommenheit der Welt, die Plusultra-Brutalität und die ausweglose Gefühlskälte aller Beteiligten zieht einen in die Spirale einer Höllenfahrt, die man im Kino durchleidet, wenn man nüchtern und mit Gosling-Fan-Shirt gerade die Hand in die Tüte Popcorn neben sich gesteckt hat und verstörten Blickes die Welt nicht mehr versteht. Ein Film für hartgesottene Blutliebhaber, die sich auf audiovisuelle Hypnose und manga-manische Trance einlassen wollen. Und dazwischen und davor huscht Ryan Gosling durchs Bild, wie Bambi in Brutalo-Stimmung.
Theresa
Theresa