Spuren im Eis
Am 6. April 1909 erreicht Robert E. Peary als erster Mensch (so proklamierte er) den Pol. Schon vor seinem Tod 1920 wurden allerdings Zweifel an Pearys Darstellung seines Erfolges laut, die sich vor allem an dem eigenartig schnell zurückgelegten Rückweg entzündeten.
Auch sonst war Peary eine schillernde Figur - aus einer Zeit, in der es noch weiße Flecken auf der Weltkarte gab, in der man noch mit mitleidigem Seitenblick auf andere, vermeintlich „rückständige“ Völker die Erfolgsgeschichte der Zivilisation schrieb, in der man die weltumspannende Ausbreitung der westlichen Kultur als Naturgesetz verstand und gleichzeitig höchst wissenschaftlich fundiert das Bild des „glücklichen Wilden’ ausmalte.
Der Preis des Pols hat zwei Protagonisten, deren Leben maßgeblich von den Forschungsreisen Pearys beeinflusst wurden. Regisseur Staffan Julén begleitet einen der Urenkel des Wissenschaftlers, der sich nach dem berühmten Vorfahren Robert Peary II genannt hat, aber Inuit ist und aus einer Verbindung Pearys mit einer Grönländerin stammt. Dieser Nachfahre folgt den Spuren des Urgroßvaters und erzählt gleichzeitig die Lebensgeschichte von Minik, einem Inuit, den Peary 1897 mit fünf weiteren Grönländern in die USA mitnahm.
Sowohl in Robert Peary II.s als auch in Miniks Geschichte werden Fragen nach kultureller Identität, nach Heimat, dem Selbstverständnis der Naturwissenschaften und dem Verständnis von anderen Kulturen laut - Peary, der Inuit mit dem „fremden’ Vorfahren, spiegelt sich dabei im Schicksal Miniks, des Inuit „in der Fremde“ und diese Spiegelung zeigt, wie weit die Folgen des wissenschaftlich verbrämten Kolonialismus reichen.
ak
Buch: Staffan Julén
Regie: Staffan Julén
Kamera: Torben Forsberg, Camilla Hjelm
Musik: Frithjof Toksvig
Produktion: Michael Haslund-Christensen, Jesper Morthorst
Bundesstart: 03.05.2007
Start in Dresden: 14.06.2007
FSK: ab 12 Jahren