Romeo und Julia

Ballettfilm, UdSSR 1955, 93 min

Dresden ist im Bereich der musikalischen Live-Begleitung von Filmen bestens versorgt, darunter auch zahlreiche Klassiker der Film- und Musikgeschichte mit großartigen Aufführungen. Erinnert sei nur an solch spektakuläre Events wie der »Rosenkavalier« in der Sächsischen Staatsoper, die Livevertonung des Eisenstein-Klassikers »Panzerkreuzer Potemkin« mit den Pet Shop Boys und den Dresdner Sinfonikern und das Projekt »Short Film - Live Music 2«. Nun setzt die Dresdner Philharmonie im September einen weiteren Glanzpunkt.
Am 27. September bringt die Dresdner Philharmonie den sehr aufwändig gedrehten Ballettfilm »Romeo und Julia« mit der Originalmusik von Sergei Prokofjew unter dem Dirigenten Frank Strobel erstmalig wieder zur Aufführung. Die legendäre russische Verfilmung aus dem Jahr 1955 stammt vom Regisseur Lev Arnshtam und dem Choreografen Leonid Lavrovsky. Ihnen ist einer der schönsten Ballettfilme aller Zeiten gelungen, in dem die weltberühmte Ballerina Galina Ulanova und ihr Partner Juri Zhdanov zu sehen sind. Die Verfilmung errang 1955 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes die Palme für den Besten Regisseur (Prix du film lyrique) und den Jurypreis. Anschließend wurde sie auch im Westen populär.
Es hieß, Ulanova mache durch ihren Tanz die Musik sichtbar. Ihre Kunst inspirierte auch Prokofjew, der beim Komponieren von Romeo und Julia Galina Ulanova vor Augen hatte, die dann bei der Premiere 1940 die Julia tanzte. Selbst bei den Dreharbeiten zufällig anwesende Matrosen sollen durch die unglaubliche Ausstrahlung der Ulanova regelrecht verzaubert gewesen sein.
Prokofjews Musik gilt als eine der schönsten Ballettmusiken. Von romantischer Zärtlichkeit über jugendliche Ausgelassenheit bis hin zu tiefster Tragik spiegelt sie die verschiedenen Stimmungen des Films wider.
Lev Arnshtam wurde mit »Der Gegenplan« 1932 bekannt, bei dem er gemeinsam mit Fridrikh Ermler und Sergei Yutkevich Regie führte und immerhin Dimitri Schostakowitsch die Musik schrieb. Der Film gilt als einer der wichtigen der russischen Filmgeschichte, da es ihm trotz seiner propagandistischen Ausrichtung gelang, die Protagonisten mit bemerkenswerter Qualität psychologisch genau zu zeichnen. 1960 wurde Arnshtam dem ostdeutschen Kinopublikum und insbesondere auch den Dresdnern mit der DEFA-Mosfilm Koproduktion »Fünf Tage - Fünf Nächte« bekannt. Der Film erzählt aus Sicht des deutschen Malers Paul Naumann, wie im zerstörten Dresden 1945 sowjetische Soldaten die Kunstschätze der berühmten Dresdner Gemäldegalerie bergen. Der Film spiegelt die Atmosphäre im zerstörten Dresden überzeugend wider und war u. a. mit der jungen Annekathrin Bürger prominent besetzt.
Frank Strobel, der durch zahlreiche ambitionierte Film- und Filmmusikprojekte bekannt geworden ist, äußerte sich in einem Interview zu diesem Projekt: „…stießen wir auf diese Verfilmung von Lev Arnshtam - und ich kann nur sagen: Es war unser Glück! Denn dieser Film ist wirklich etwas ganz Besonderes! Der Film entstand in den 1950er Jahren. Das Faszinierende an diesem Film ist zunächst, dass Galina Ulanowa die Julia tanzt… Und man hat richtig das Gefühl: Die sind in Verona, mit Balkon und allem Drum und Dran. Und erst die Farben! Unglaublich! Wie ein Technicolor-Film aus den 1940er Jahren, mit tausenden von Statisten - ein Riesenaufwand. Es ist ein ganz großer Spielfilm, allerdings getanzt. Die komplette Bolschoi-Compagny ist beteiligt, und das alles wird erzählt eben wie ein klassischer Spielfilm …Das ist eine wirklich große Wiederentdeckung.“