Chevalier

Es ist unwahrscheinlich, dass ein Film in diesem Jahr einen stärkeren Auftakt haben wird als der, mit dem »Chevalier« beginnt. Im Paris des 18. Jahrhunderts hat sich ein ausverkauftes Publikum in feinem Make-up und gepuderten Perücken eingefunden, um einem Virtuosen namens Wolfgang Amadeus Mozart (Joseph Prowen) zuzusehen, der über die Bühne tänzelt und mit seinen musikalischen Fähigkeiten kokettiert. Mozart als Rockstar, wie ihn bereits Miloš Forman 1984 lebendig hat werden lassen. Plötzlich verkündet ein Mann im hinteren Teil des Saals, dass er neben Mozart spielen möchte. Ähnlich einem Wrestler, der unerwartet auftaucht und den Champ herausfordert, schreitet der Schwarze Joseph Bologne (Kelvin Harrison Jr.) selbstbewusst auf die Bühne - und haut mit seiner Virtuosität die feinen Damen und Herren ebenso wie Mozart von den Socken. »Chevalier« basiert lose auf dem Leben des aus Guadeloupe stammenden Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges. Dem musikalischen Wunderkind, Sohn eines französischen Plantagenbesitzers und einer afrikanischen Sklavin, gelingt im 18. Jahrhundert der Aufstieg in die französische Gesellschaft. Er brilliert als Geiger und Komponist sowie als Meisterfechter. La Guimard (Minnie Driver), eine ältere Frau am Hof, verguckt sich in ihn. Chevalier selbst ist aber unglücklich in eine verheiratete französische Adlige verliebt. Auch möchte er Leiter der Pariser Oper werden. Inmitten der beginnenden Französischen Revolution führen sein Liebesleben und der offene Rassismus am Hof zum Streit mit Marie-Antoinette (Lucy Boynton) und zu seinem vorzeitigen Untergang.
Viktoria Franke