TRAILER

Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste

Komödie, Frankreich 2015, 103 min

Sie ahnen es; der Film beginnt mit einem Pariser Ehepaar, auf 300 qm Wohnfläche, und bald schon wird bei den Dubreuils „zusammen gewohnt”, was das Zeug hält. Nicht ganz freiwillig, dieses Mal, denn dem dekadenten Paar werden wegen des bitterkalten Winters ein paar Obdachlose zugeteilt. Auf dass diese sich an der Nächstenliebe wohlhabender Mitmenschen das Herz erwärmen dürfen. Solange sie nicht den Schönheitsschlaf von Madame stören… Fantastisch, woraus der französische Film seine soziale Suppe kocht. Da verhängt die Regierung ein Edikt und alle, die sich nicht rechtzeitig herausreden können mit unverhofft zugereisten Großeltern, mit feuchten Wänden oder ansteckenden Krankheiten, teilen Stunden später das Haus mit ein paar frierenden Mitbürgern. Besonders hart trifft es Monsieur Dubreuil, dem all diese Leute immer schon suspekt vorkamen, all diese Nichtsnutze und Faulpelze, die sich ein Leben lang davor drücken, genauso reich zu sein wie er. Und dass ausgerechnet Dubreuils linke Nachbarn, dieses pseudo-alternative Pack, sich noch mehr vor einer Zuteilung fürchten als er selbst, birgt zusätzlichen Gesprächsstoff für das Treppenhaus. In welchem, so französisch wie es nur irgend geht, nur die Concièrge das Sagen hat. Während sich die Liberalen als Egoisten outen und die Konservativen zu halbwegs vernünftigen Nachbarn wandeln dürfen, bleibt die intrigante Madame Balasko in ihrer Hausmeisterwohnung hart wie ein normannischer Fels. Dort pflegt sie ihren kleinen Rassismus und versucht, mit einer Obdachlosen-Tauschbörse noch ein paar Euro zu verdienen. Regisseurin Alexandra Leclère weiß sich angesichts grassierender Nicht-Freiheit, Nicht-Gleichheit und Nicht-Brüderlichkeit nur noch mit teils bitterem, teils fröhlichem Sarkasmus zu helfen. Vielleicht hilft das „dem großen Teilen” in der Gesellschaft (Originaltitel Le Grand Partage) ein wenig auf die Sprünge.
alpa kino