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Die unendliche Erinnerung

Dokumentation, Chile 2023, 88 min

Erinnerung ist Identität. Wenn die jahrzehntelange Medienarbeit des chilenischen Jounalisten Augusto Góngora aufgenommen wurde ins „UNESCO-Welt-Gedächtnis“, dann ist das vor allem eine Wertschätzung seines Engagements als unermüdlicher Chronist der Verbrechen des Pinochet- Regimes in Chile. „Memoria“ ist in Südamerika, wo die verschiedensten Diktaturen ihre Gegner zumeist und am liebsten spurlos verschwinden lassen, ein Wort mit einer politisch aufgeladenen Bedeutung. Um so tragischer muss es einem Außenstehenden erscheinen, wenn Augusto Góngora, der mit seiner Arbeit bei Teleanalisis gegen das Vergessen kämpfte, seit Jahren unter Alzheimer leidet. Er und seine Frau Paulina Urrutia, eine renommierte Schauspielerin und Politikerin, sowie Kulturministerin in der ersten Regierung von Michelle Bachelet, entschieden sich frühzeitig, der Krankheit die Stirn zu bieten. Paulina Urrutia dokumentiert seit der Diagnose vor acht Jahren minutiös alle gemeinsamen Aktivitäten, lädt ihren Mann ein, jetzt und gerade jetzt an all ihren Terminen teilzunehmen, nicht die Öffentlichkeit zu scheuen und die Fragilität des Lebens und der Erinnerungen daran mitzuteilen. Bereits im Mutterleib beginnt das menschliche Hirn dank eines ausgeklügelten elektrochemischen Prozesses mit dem Anlegen von Erinnerungen. Im günstigsten Fall endet diese Arbeit erst mit dem Tode. Wo dieser Prozess Schaden nimmt, offenbart sich unsere Zerbrechlichkeit. Um so tröstlicher sind dann Momente wie zwischen den beiden Eheleuten Paulina und Augusto, die hier von der Regisseurin Maite Alberdi zu einem erinnerbaren Dokumentarfilm über die Liebe und das Leben zusammengefasst wurden. Wie sagt Paulina jeden Morgen zu ihrem Mann? Ich bin gekommen, um dich daran zu erinnern, was für ein großartiger Mensch du bist, Augusto Góngora.
alpa kino