Polite Society

Beim Betrachten des Titels und des Posters von »Polite Society« könnte man leicht den Eindruck bekommen, dass es sich um ein seicht-dramatisches Bollywood-Projekt handelt. Doch weit gefehlt: Der erste Spielfilm von Nida Manzoor, einer in Singapur geborenen Regisseurin mit Wahlheimat London, die zuvor bereits mit der Sitcom »We Are Lady Parts« über eine Punkband junger Muslima für Aufsehen gesorgt hat, ist vielmehr eine britische Coming-of-Age-Komödie mit turbulenten Martial-Arts-Einlagen. Der Film begeistert mit einer originellen Cleverness und einem immensen Unterhaltungswert. Die 13-jährige Ria Khan, gespielt von Priya Kansara, besucht eine Schule in London und träumt davon, einmal Stuntfrau zu werden, genau wie ihr großes Vorbild Eunice Huthart, die regelmäßig als Stunt-Double für Angelina Jolie einspringt. Rias ältere Schwester Lena, verkörpert von Ritu Arya, tut alles in ihrer Macht stehende, um Rias Herzenswunsch zu erfüllen. Sie hilft ihr beispielsweise beim Dreh von Videos für ihren passend betitelten YouTube-Kanal „Khan Fu”. Doch dann tritt Salim, gespielt von Akshaye Khanna, in Lenas Leben. Ria ist sich sicher, dass der eloquente und attraktive Arzt ihre Schwester um den Finger wickeln und nach Singapur mitnehmen will. Deshalb setzt die Teenagerin alles daran, Lena die Augen zu öffnen und die bevorstehende Hochzeit zu verhindern - und das mit allen (Martial-Arts-)Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen.
»Polite Society« präsentiert eine mitreißende britische Coming-of-Age-Komödie, in der eine mutige junge Stuntfrau in spe alles daransetzt, ihre Schwester vor einer vermeintlichen Bedrohung zu retten. Der Film kombiniert geschickt martialische Action mit cleverem Humor und bietet einen erfrischenden Blick aufs Erwachsenwerden.
José Bäßler