Britt-Marie war hier
Eine gut 60-jährige Frau, das klassische Heimchen am Herd (sind die noch immer nicht ausgestorben?), ein keifendes Hausmütterchen, das nach 40 Jahren Ehe seinen Wischmopp wirft, weil ihr der Ehemann einen guten Grund gibt. Britt-Maries Frust ist so groß, dass er die Angst vor finanzieller Unsicherheit überwiegt. Die Frau hat echt Nerven - in dem Alter, nach diesem Leben noch einen Job finden? Das Jobcenter hat genau ein Angebot für sie, dafür muss sie auch noch raus aufs Land. Klar nimmt sie ihn an, Alternativlosigkeit hat ja auch was. Und so findet sich Britt-Marie (was für ein Name!) auf einem Bolzplatz wieder - ohne blassen Schimmer, wie Fußball geht und umgeben von Halbwüchsigen, die eine Erfahrung mit ihr teilen: Sie sind Verlierer. Dank der dreckigen Trikots klappt dennoch der Einstieg: Britt-Marie befüllt erstmal die Waschmaschinen. Der Rest entwickelt sich langsam, aber stetig, Rückschläge inbegriffen. Die weibliche Variante von »Ein Mann namens Ove« punktet gleichfalls mit viel trockenem Humor mit Tendenz zur Satire. Filme über ältere Menschen, die noch mal loslegen, haben gerade Hochkonjunktur. Das Potential ist groß, das Zielpublikum freut sich. Mit 60 kann man schon noch einiges lostreten, und besonders beglückend ist es gerade dann, wenn ganz unterschiedliche Generationen aufeinander prallen. Insofern ist »Britt-Marie war hier« auch ein prima Familienfilm.
Grit Dora
Buch: Anders Frithiof August, Øystein Karlsen, Tuva Novotny nach einem Roman von Fredrik Backman
Regie: Tuva Novotny
Darsteller: Pernilla August, Peter Haber, Anders Mossling, Malin Levanon, Lancelot Ncube, Stella Oyoko Bengtsson, Olle Sarri, Vera Vitali, Mahmut Suvakci
Kamera: Jonas Alarik
Musik: Ginge Anvik
Produktion: SF Studios Production, Gustav Oldén, Nicklas Wikström Nicastro, Jesper Morthorst
Bundesstart: 13.06.2019
Start in Dresden: 13.06.2019
FSK: o.A.