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HERRliche Zeiten

Drama/Satire, Deutschland 2018, 110 min

Was tut man nicht alles aus Langeweile. Der aalglatte Schönheitschirurg Claus (Oliver Masucci) lebt mit seiner gleichfalls leicht überpflegten, Landschaftsarchitektur treibenden Gattin Evi (Katja Riemann) im dito Anwesen. Er langweilt sich, alle Genüsse des Lebens im sorgenfreien Dasein sind schal geworden. Sie fürchtet sich, weil das Haus nachts so leer, so unheimlich wirkt. Er schaltet die nicht ganz jugendfreie Anzeige: „Sklave/in gesucht“. Und ist dann angemessen überrascht von den Folgen der alkoholisierten Laune. Mit eins ist der Garten voll mit Lack und Leder. Sie ist schockiert. Als der Fetisch-Spuk ausgestanden scheint, taucht noch ein überraschender, weil sehr seriös wirkender Interessent auf. Bartos (Samuel Finzi), ein äußerst kultiviert wirkender Mann, bereit zu dienen - mit einer schicken Frau in der Hinterhand. Surprise! Eine Probephase ist schnell vereinbart und erstaunlich rasch lässt es sich das gutsituierte Paar im exquisiten Verwöhnaroma des Hauspersonals und dessen übergroßer Dienstwilligkeit wohl sein.
Claus genießt die verbalen Statements des sinistren Bartos („Der Mensch ist fürs Gehorchen zu groß und fürs Herrschen zu klein“), lässt seine Zügel in Richtung Machtmensch schießen und sich aufs Glatteis führen. Seine Frau ist skrupulöser, genießt weniger hemmungslos. Als sich der Garten plötzlich mit bulgarischen Bauarbeitern füllt, weil Bartos den Bau eines Pools anmahnt, gibt es neue Überraschungen…
Dass der nicht nur in Bezug auf Sujets und Titel gern auf Grenzen surfende Regisseur und Autor Oskar Roehler als Basis für seinen neuen Film den Roman „Subs“ von Thor Kunkel wählt, kann nicht überraschen. Dessen skandalisierendes Potential passt bestens zur Roehler-Welt. Im Kern geht es in seinem neuen Film um Verführbarkeit zur Macht und um Machtmissbrauch. Wie stets arbeitet er sich etwas holzschnittartig am Thema ab, manchmal sehr ein-, meistens aber unbehaglich vieldeutig - vor allem Dank Katja Riemanns schauspielerischer Glanzleistung. Bei »HERRliche Zeiten« lacht man so lange über die leicht lenkbaren Anderen, bis einem aufgeht, dass man in den Spiegel schaut. Schön böse das.
Grit Dora