TRAILER

Jugend ohne Gott

Drama, Deutschland 2017, 114 min

Die Spaltung der Gesellschaft nimmt zu, die Abgehängten sind eh außen vor, die Welt ist in Sektoren aufgeteilt und die Angehörigen der Eliten kämpfen um die besten Plätze.
Für die Aufnahme an einer der renommierten Rowald-Universitäten absolviert eine Gruppe von Jugendlichen ein Hochleistungscamp. Der Einzelgänger Zach (Jannis Niewöhner) hat den geringsten Ehrgeiz und die größten Zweifel am System. Zachs Eigenbrötlertum provoziert die zielstrebige Nadesh (Alicia von Rittberg), seine Autonomiebestrebungen faszinieren sie. Nadesh folgt ihm auf seinen Streifzügen durch die Umgebung. Er lernt das Mädchen Ewa (Emilia Schüle) kennen, das im Wald und von Diebstählen lebt. Eine Illegale. Alle Insassen des Camps tragen einen Sender unter der Haut, mit dem sie jederzeit zu orten sind, die Sache fliegt schnell auf.
Als Zachs Tagebuch verschwindet, spitzt sich die Situation zu, ein Mord geschieht. Der kaum vorhandene Zusammenhalt der Gruppe zerbricht vollends. Nur der Lehrer (Fahri Yardim) versucht etwas moralische Integrität zu bewahren, den Jugendlichen zu helfen, ist jedoch in einer nahezu aussichtslosen Position.
Regisseur Alain Gsponer stellt mit seiner Verfilmung »Jugend ohne Gott« eine in der nahen Zukunft angesiedelte, hochspannende Interpretation von Ödön von Horvaths Roman vor. Horvath thematisierte in seinem 1937 erschienenen Buch die Auswirkungen des Nazi-Regimes auf die Jugend, die Gleichschaltung, die moralische Verrohung.
Gsponer überträgt Horvaths Gesellschaftskritik auf die Leistungs- und Effizienzgesellschaft des Turbokapitalismus, in der menschliche und moralische Werte verkümmern. Kameramann Frank Lamm zeichnet mit hochästhetischen, klaren Bildern eine eiskalte die Netzhaut verätzende Welt.
Grit Dora