Ein Augenblick Liebe

Drama, Frankreich 2014, 82 min

Jaaaa, … die Liebe. Keine andere Geschichte wird im Kino so beharrlich bedient wie die von den glücklich verheirateten Menschen, die von Job, Haus oder Familie vollends ausgefüllt scheinen, was sie aber nicht davon abhält, eine Affäre zu beginnen. Im Gegenteil. Wer gerade keine hat, ist ja gar nicht im Gespräch. Im aktuellen französischen Sommerflirt kosten der knuddelige Anwalt und Familienvater Pierre (Cluzet) und die attraktive Elsa (Marceau), eine mitten in der Scheidung steckende Bestseller-Autorin, von jenem Quantum Liebe und erfüllen vom ersten Moment an alle Erwartungen eines romantischen Paares. Aber die Einstiegsidee mit dem ungerauchten Joint wird hier zum roten Faden. Beide verlangt es nach dem Opium des Lebens, aber sie finden kein Papier, um sich 'ne dicke Tüte davon zu bauen. Pierre mag nur ungern seine Frau betrügen und für Elsa sind ausgerechnet verheiratete Männer tabu. Et voilà, also vergnügen sich die beiden Frischverliebten erstmal mit ihren Fantasien und überlassen Fortuna Zufall das Zepter. Was für die Autorin noch wie Recherche durchgehen mag, ist für den Anwalt Schwerstarbeit. Der Genuss liegt allein beim Zuschauer, denn dank Lisa Azuelos' vorwitziger Regiearbeit darf man immer wieder erleben, wie Elsa und Pierre genau jetzt ihrem Verlangen endlich nachgeben würden. Während sich die Liebenden grad so aus höchster Not in die Vernunft retten. Aber keine Bange, ehe die beiden nicht in London aufeinander treffen, wo Elsa zu einer Werbetour im Ausland weilt und Pierre wild entschlossen sein Herz und ihr Namensschild in beide Hände nimmt, besteht keine Gefahr für Leib und Leben. Dazu ist der Regisseurin das Thema viel zu wichtig. Eine Liebesgeschichte wollte sie erzählen, wie sie auch „anständigen Leuten“ passieren kann. Und unter der man noch leiden und an der man auch wachsen kann.
alpa kino