Gladiator II

Er ist einer der letzten Großmeister seines Faches in Hollywood: Ridley Scott. 1979 brachte er mit »Alien« und 1982 mit »Blade Runner« Meilensteine der Filmgeschichte hervor. Über die Jahrzehnte folgten gute und sehr gute Werke. 2015 wurde »Der Marsianer - Rettet Mark Watney«, ein Überraschungserfolg. Die Fortsetzungen bzw. Prequels der »Alien«-Reihe waren erfolgreich, wurden aber auch kritisch diskutiert mit der dringlichen Frage: Braucht es eine Vorgeschichte? Und mit »Gladiator 2« stellt sich ebenso die Frage: Braucht es einen neuen Teil? Die Erzählung des Maximus Decimus Meridius (Russell Crowe) im Jahr 2000 war zu aller Befriedigung beendet und die Hauptfigur tot. Abgesehen davon ist Crowe nun 24 Jahre älter und mindestens 24 Kilo schwerer als damals. So kommt er im neuen Film nicht vor, der Held ist diesmal Paul Mescal als Lucius Verus. Einer seiner Widersacher soll Pedro Pascal als Marcus Acacius sein. Zudem ist Denzel Washington als Macrinus, Waffenhändler und Gladiatorenbesitzer im Ensemble. Scotts Fokus soll diesmal nicht nur in der Rache- und Arenageschichte seines Hauptcharakters liegen, sondern sich auch dem politischen Geplänkel im alten Rom widmen. Obwohl durchaus historisch belegte Figuren auftreten, ist es keine Geschichtserzählung. So wie auch im jüngsten »Napoleon« von 2023 vermischen sich Fiction und Historie. Aber wie weit soll diese Freiheit des Werkes gehen? Was im Sandalenfilm leicht möglich ist, wurde beim „kleinen Franzosen“ zum Fallstrick. Dort sind die Quellen vielfältiger, Daten, Namen, Orte… es ist alles niedergeschrieben. Der Altmeister strauchelte mit seinem Werk und so hat es der neue Gladiator nicht leicht. Er tritt in große Fußstapfen. „Unser Mann in Hollywood“ - Hans Zimmer, hat die Arbeit am Soundtrack diesmal seinem Kollegen übergeben, weil „er sich weder wiederholen noch an seinem eigenen Werk messen lassen möchte“. Genau das hat sich aber Ridley Scott selbst auferlegt. Wir warten kritisch gespannt. Schon jetzt sinniert der 86-Jährige über einen Teil 3! Heil dir und deinem Optimismus, oh Altmeister!
Maximus Pinselbubian