Bad Director
Er kennt die Medienbranche zur Genüge, er verachtet sie. Dieser knapp 60-jährige Regisseur ist ziemlich fertig. Die Übergabe des Deutschen Filmpreises erträgt der Mann nur sturzbetrunken und ätzend lästernd, schließlich haut er ab, landet schlussendlich im Puff, einer Einrichtung, die seinesgleichen immer noch für eine Zuflucht zu halten scheint. Dort findet der „Bad Director“ eine neue Muse. (Wie 20. Jahrhundert ist das denn?) Gleichzeitig droht er am Set seines neuen Filmes zu scheitern. Weil er das alles einfach nicht mehr aushält: Die nervigen Hauptdarsteller, den selbstgefälligen Produzenten, das ganze Team. Vor allem leidet er an seinem gut ausgebauten Selbsthass und ist damit recht deutlich als Oskar Roehlers Alter Ego angelegt. Der hat seinen Widergänger nach Kafkas berühmtem Protagonisten aus „Die Verwandlung“ genannt und damit noch eins drauf gesetzt.
Roehler läuft mit der Verfilmung seines Romans „Selbstverfickung“ wieder zur Höchstform auf. Sarkastisch, hemmungslos und drastisch inszeniert er (s)eine Selbstdemontage, führt Machtstrukturen und Systemprofiteure vor. Oliver Masucci spielt diesen Gregor Samsa kongenial, flankiert von Anne Ratte-Polle, Goetz Otto, Elie Kämpfen und nicht zuletzt Samuel Finzi in einem kurzen, aber prägnanten Auftritt.
Grit Dora
www.alpenrepublik.eu/baddirector.html
Buch: Oskar Roehler
Regie: Oskar Roehler
Darsteller: Götz Otto, Anne Ratte-Polle, Oliver Masucci, Samuel Finzi, Bella Dayne
Kamera: Philipp Sichler
Musik: Martin Todsharow
Produktion: Nachtlicht Film UG, Amour Fou Luxembourg, Gretchenfilm GmbH, MMC Movies Köln GmbH
Bundesstart: 09.05.2024
Start in Dresden: 09.05.2024
FSK: ab 16 Jahren