11. Februar 2020

Zukunftsvisionen, Arbeitsrealitäten und Geschichtseinblicke

MDM fördert neue Projekte mit über 4,6 Mio. Euro
Zukunftsvisionen, Arbeitsrealitäten und Geschichtseinblicke

Der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) hat in seiner ersten Sitzung 2020 am 23. Januar Fördermittel in Höhe von 4.619.000 Euro für insgesamt 31 Projekte vergeben.

Mit 650.000 Euro wird Katja von Garniers Historiendrama »Medicus II« gefördert. Das Sequel zur Verfilmung von Noah Gordons Weltbestseller, die vor sechs Jahren über 3,6 Millionen Besucher in die Kinos lockte, wird erneut von UFA Fiction produziert (Foto). Darin kehrt der Medicus Rob Cole nach England zurück, um seine in Persien gewonnenen medizinischen Erkenntnisse in der Heimat anzuwenden. Doch dort gerät er in eine Intrige am Königshof.

Regisseurin Aelrun Goette taucht mit »In einem Land, das es nicht mehr gibt« in ein schillerndes Kapitel DDR-Geschichte ein. Als ein Foto der 17-jährigen Susanne in der populären Modezeitschrift „Sibylle“ erscheint, macht sie rasch als Model Karriere. Ihre erste Liebe findet sie im charismatischen Fotografen Coyote, der von der Stasi mit einem Berufsverbot belegt wurde. Die Produktion von Ziegler Film wird mit 550.000 Euro gefördert.

Im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ dreht Lars Montag die turbulente Culture-Clash-Komödie »Gandhi tanzt!«. Protagonist ist der zwölfjährige Inder Ranji, der mit seinen Eltern nach Berlin gezogen ist, aber insgeheim davon träumt, als Bollywood-Schauspieler groß rauszukommen. Eine Freundin findet der schüchterne Junge in der im gleichen Haus lebenden Toni, die mit einer Urlaubsreise ihre Eltern wieder zusammenbringen will (NFP media rights, 450.000 Euro).

Richard, ein von Störchen aufgezogener Spatz, ist der Held des Animationsfilms »Überflieger 2: Das Geheimnis des großen Juwels« von Tobias Schwarz (Knudsen Pictures, 450.000 Euro). Um eine Spatzenschar aus der Tyrannei eines gierigen Pfaus zu befreien, begibt sich der kleine Vogel in der afrikanischen Wüste auf die Suche nach einem sagenumwobenen Edelstein.

In »Prinzessin« (Regie: Josephine Frydetzki) geht der Limousinen-Chauffeur Daniel eine verbotene Beziehung zur selbstbewussten Naadirah, der Tochter eines katarischen Familienoberhauptes, ein, das sich in einer Herzklinik in Leipzig behandeln lässt. Das sorgt für Turbulenzen in der Familie, die sich in einem Luxushotel einquartiert hat (Departures Film, 400.000 Euro).

Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung spielt die High-End-Serie »Z.E.R.V.«: Die ehemalige Volkspolizistin Karo und der westdeutsche Kripo-Beamte Peter untersuchen im Auftrag der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität den Mord an einem Bürgerrechtler, der mit dem geplanten illegalen Verkauf von alten NVA-Panzern zusammenzuhängen scheint. Regie führt Dustin Loose, der 2015 einen Studenten-Oscar in Silber gewann (W&B Television, 400.000 Euro).

Ein bildgewaltiges Vorhaben setzt »Aquarela«-Regisseur Victor Kossakovsky in seinem neuen Dokumentarfilm um: Mit »Architecton« unternimmt er eine Reise in die Zukunft der Architektur und wirft dabei auch die Frage auf, wie wir angesichts eines weltweiten Bevölkerungswachstums und des fortschreitenden Klimawandels künftig leben wollen (Ma.ja.de. Filmproduktion, 200.000 Euro).

Im Rahmen des MDM-Pilotprogramms zur Förderung junger Filmtalente aus der Region realisieren Emerson Culurgioni und Stefanie Schroeder mit »La Duna« einen experimentellen, formal vielschichtigen Dokumentarfilm. Ausgehend vom kuriosen Diebstahl einer Sanddüne auf Sardinien erzählen sie vom Ausverkauf einer Insel und ihrer Kultur (Stefanie Schroeder, 185.000 Euro).

Mit 150.000 Euro wird der von Rohfilm Productions koproduzierte Thriller »Halo Daze (Blendschatten)« gefördert, der die Verlorenheit der nach der Apartheid geborenen Generation in Südafrika beschreibt. Regisseur Sibs Shongwe-La Mer erzählt in seinem zweiten Spielfilm von der harten Wirklichkeit des jungen T., der gern als Rapper durchstarten würde. Als er der Verlockung des schnell verdienten Geldes nachgibt, findet er sich in einer teuflischen Spirale aus Abhängigkeit und Gewalt wieder.

Im Dokumentarfilm »Chefs«, dem ersten Projekt im Rahmen des »Fifty-Fifty«-Förderabkommens mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel, porträtiert Wolfram Huke drei Führungspersönlichkeiten bedeutender deutscher Großunternehmen (Hoferichter & Jacobs GmbH, 130.000 Euro). Dem Ende einer Männerdomäne und sich ändernden Männerbildern widmen sich Christian Koch und Jonas Matauschek: In »Wir waren Kumpel« (AT) begleiten sie vor dem Hintergrund der Schließung des letzten deutschen Steinkohlebergwerks mehrere Bergarbeiter bei der Suche nach Perspektiven für die Zukunft (Elemag Pictures, 95.000 Euro).

Mohamedou Slahi saß als vermeintlicher Terrorist 14 Jahre lang im US-Gefangenenlager Guantanamo ein, bevor seine Unschuld bewiesen wurde. In »Meeting with Monsters« zeichnen John Goetz und Ben Hopkins sein Schicksal nach – und treffen dabei auch auf seine früheren Folterer (Hoferichter & Jacobs, 70.000 Euro).

Sabine Michel begleitet in ihrem neuen Dokumentarfilm sechs »Ostpolitikerinnen« unterschiedlicher Parteien und untersucht, wie sich die Erfahrung gesellschaftlicher Umbrüche auf ihre politische Arbeit auswirkt (solo film, 60.000 Euro).

Der schmerzhafte Verlust von Identität spielt auch im Film von Tom Fröhlich („Das perfekte Schwarz«) eine Rolle: Er erzählt in »Vom Traum unsinkbar zu sein« (AT) von Aufstieg und Ende der DDR-Hochseefischerei (populärfilm media, 50.000 Euro).

In einem kafkaesken Amt durchläuft Protagonist Hans in dem Kurzfilmprojekt »Die Anderen” einen bürokratischen Schein-Integrationsprozess, um dazugehören zu können. Susanne Aßmanns filmische Parabel über soziale Identität und gesellschaftliche Konformität wurde im Mai 2019 mit dem KONTAKT-Pitchingpreis der MDM ausgezeichnet (StoryBay, 30.000 Euro).

Der Dokumentarist Bernhard Sallmann untersucht in »Marina Zwetajewa – Über Deutschland« anhand der poetischen Reflexionen der bedeutenden russischen Dichterin während eines Kuraufenthalts in Loschwitz bei Dresden die Wurzeln ihrer tiefen Verbindung zur deutschen Kultur (ostwärts-film, 20.000 Euro).

Projektentwicklung in Höhe von 50.000 Euro erhält Reynard Films für die Tragikomödie »It’s a sad and beautiful World«. Filmemacher Cyril Aris entfaltet vor dem Hintergrund der wichtigsten gesellschaftlichen Entwicklungen im Libanon der letzten 40 Jahre die schicksalhafte Liebesgeschichte zwischen dem warmherzig-idealistischen Nino und der Zynikerin Soraya. 

http://www.mdm-online.de/index.php?id=gefoerdert