26. Juli 2021

Geschichte überm Gartenzaun – ein deutsches Jahrhundert Zum Ableben von Herbert Köfer

Viel wird aktuell geschrieben über Herbert Köfer, vermutlich auch ganz viel Wichtiges und Richtiges.
Geschichte überm Gartenzaun – ein deutsches Jahrhundert  Zum Ableben von Herbert Köfer

Viel wird aktuell geschrieben über Herbert Köfer, vermutlich auch ganz viel Wichtiges und Richtiges. Er verstarb am 24. Juli 2021 im Alter von 100 Jahren. Bundesweit wird nun seiner gedacht, nur wenige werden sich dabei an die »Geschichten übern Gartenzaun« erinnern. Die Redaktion des Kinokalenders aber schon. Denn wir sitzen unweit der zweitgrößten Kleingartensiedlung Deutschlands, der Hellersiedlung Nordhöhe e.V.. Genau hier, im berühmten Garten im C-Weg, begannen 1981 die Dreharbeiten zu »Geschichten übern Gartenzaun« (seit 1959 wohnt der Dresdner Werner Höppner dort, in einem geräumigen Bungalows mit über 100 Quadratmeter Wohnfläche). Gerechterweise muss darauf hingewiesen werden, dass auch in Dresden-Naußlitz, in der Gartensparte „Frohe Stunde" gedreht wurde. 

Erfunden bzw. angestoßen hat den Kleingarten übrigens der Herr Schreber aus Leipzig, sechzig Jahre vor der Geburt von Herbert Köfer. 1865 feierte man die Einweihung des ersten „Schreberplatzes“ am Johannapark in Leipzig. 2021 gibt es fast 1 Mio. Kleingärtner, natürlich im Verein organisiert.

Doch zurück zu Herbert Köfer. Produziert vom Fernsehen der DDR, mauserte sich die Serie »Geschichten übern Gartenzaun« bald zu einem echten Quotenhit. Geschichten aus dem Alltag waren beim DDR-Fernsehen und wohl auch bei den Zuschauern beliebt. Da blitzte schon mal ungeschönte Lebensrealität fernab der großen ideologischen Linien und dem Kampf um den Sieg des Sozialismus hervor (scheinbar wird in Deutschland immer gern um große Ziele gestritten und gekämpft oder unternommen).

Die DDR verabschiedete sich bald, die Gartensiedlung und der Kleingarten im Allgemeinen erfreuen sich noch heute größter Popularität und Herbert Köfer spielte weiterhin in der neuen Wirklichkeit, genau genommen 33 Jahre. 

Auch wenn es für Herbert Köfer vorrangig auf Dresdner und Berliner Bühnen weiterging, spielte er weitab der großen TV- und Kinorealität der Bundesrepublik. Seine Wikipediaeinträge verzeichnen zwar „mehrfach Gastrollen und größere Episodenrollen in Fernsehsendungen, darunter in mehreren Folgen der ZDF-Familienserie »Elbflorenz« (1994) oder in den Fernsehkrimireihen »Wolffs Revier» (2000), »SOKO Wismar« (2005), »SOKO Leipzig« (2006; 2014) und »Ein starkes Team«". Für das Mitglied der SED, seit Juni 1946, war es sicherlich nicht nur erfreulich. Immerhin können nur wenige ihr 80. Bühnenjubiläum feiern und vom persönlichen Erleben in vier deutschen Gesellschaftssystemen berichten. 

Bei aller Reduktion seiner Person auf die heiteren Seiten der Schauspielkunst, eigentlich wohl die schwerste Disziplin. Herbert Köfer war an vielen wichtigen DEFA-Produktionen beteiligt, darunter u. a. »Nackt unter Wölfen« (Foto, Regisseur Frank Beyer, der Schauspieler Herbert Köfer und der Autor Bruno Apitz bei den Dreharbeiten zum Film in Babelsberg, 1962, © DEFA-Stiftung) und »Der Baulöwe«.

Herbert Köfer arbeitete oft mit Helga Göring zusammen, häufig als Ehepaar. So auch in der 20-teiligen Vorabendserie »Rentner haben niemals Zeit« (1979) in der er an ihrer Seite den Rentner Paul Schmidt spielte. In »Geschichten übern Gartenzaun« und der Fortsetzung »Neues übern Gartenzaun« (1985) spielten sie das Ehepaar Timm. 

Aber eines ist klar, Herbert Köfer war einer der ganz großen deutschen Schauspieler. Und er hatte viel und nicht nur über Kleingärten zu erzählen. Möge er in Frieden ruhen. 

ak