A Most Wanted Man

Drama/Thriller, Großbritannien/Deutschland 2013, 122 min

Diesen Spionagethriller von Anton Corbijn durchdringt eine unvermeidliche Melancholie. Denn er bewahrt unter seiner zwielichtigen Schale die letzte Hauptrolle des kürzlich verstorbenen Philip Seymour Hoffman, der hier als Günther Bachmann einen deutschen Geheimdienstoffizier gibt. In Bachmanns Behörde beginnt ein fieberhaftes Treiben, als ein russischstämmiger Tschetschene illegal in Hamburg einreist und bei einer türkischen Familie Unterschlupf sucht. Für Issa Karpows geheimnisvolle Vergangenheit interessierten sich früher bereits russische Folterspezialisten, vielleicht wollten sie auch einfach nur den Schlüssel zu seinen geheimen „Lipizzanerkonten“ bei einer schottischen Bank erpressen, jetzt jedenfalls beginnen sich Bachmann und seine Männer für den vermeintlichen Terroristen zu interessieren. Sollte seine Geschichte vom stinkreichen, aber unschuldig verhafteten, Sohn eines russischen MI6-Agenten stimmen, wäre er genau der richtige Mann, um als Maulwurf bei Dr. Abdullah eingesetzt zu werden. Dieser islamische Gelehrte steht in dringendem Verdacht, internationale Spendengelder für die Finanzierung islamistischer Terrorgruppen abzuzweigen… Wieder so ein gediegener Slowburner aus John le Carrés Feder, dessen Inspirationsquellen hier bis ins Moskau der 1980er Jahre zurückreichen sollen. Jedoch erst der Deutsche Murat Kurnaz und „sein Fall“ zwangen le Carré schließlich an den Schreibtisch, um erneut dieses imperiale Machtgebilde ins Rampenlicht zu zerren, das unsere Welt um wirklich jeden Preis sicherer machen will; die Geheimdienste. Die sich im vorliegenden Fall gegenseitig das Wasser abgraben. Während Bachmann akribisch seine Kontakte bemüht, um endlich mal die ganz große Angel auswerfen zu können, muss er sich doch zum Schluss in Sarkasmus üben und einsehen, dass selbst er vorgeführt wird wie eine Marionette. Von seinen amerikanischen Kollegen, die ausgerechnet in Hamburg nach 9/11 nichts mehr hochkochen lassen wollen.
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