Der Fremde am See

Drama/Kriminalfilm, Frankreich 2012, 100 min

Wenn halbnackte Männer zwischen sommerlichen Schäferstündchen am Seeufer sitzen und spekulieren, wie lang er wohl sein mag, der sagenhafte Wels im See, wenn sie dabei jeden einzelnen Schwimmer taxieren, dessen Alter und Manneskraft abschätzen, während ihnen das Sonnenlicht in den Augen glitzert, dann scheinen die gewöhnliche (Kino-)Welt verschwunden und die Zeit stehen geblieben zu sein. Franck lässt es ruhig angehen, er schwimmt, hält den Bauch in die Sonne, schwatzt mit Henri, der niemals auch nur einen Fuß ins Wasser, geschweige denn in den Wald setzt, belangloses Zeug, und liegt doch irgendwie ganz unverhohlen auf der Lauer. Wie es jeder tut, an einem cruising spot, einem Treffpunkt für Männer mit konkreten Absichten. Man verschwindet gemeinsam mal für eine halbe Stunde im Grünen und genießt ansonsten das türkisfarbene Wasser und die frische Luft. Es dauert nicht lange, da konzentrieren sich Francks Begehrlichkeiten auf den mysteriösen Michel, einen gut gebauten Kerl vom Typ schnauzbärtiger Magnum, der hier am See gut zu tun hat.
Regisseur Guirardie, dem für seine Arbeit das Lob »Un certain regard« für die Beste Regie in Cannes 2013 zugesprochen wurde, wählte als seinen Hauptdarsteller und einzigen Ort der Handlung einen von Wäldern eingerahmten See. Womöglich denkt man sogleich an den Derays oder Ozons »Swimmingpool« und findet sich bestätigt, wenn eines Morgens eine Leiche im See gefunden wird. Michels letzter „Begleiter“ wird rausgefischt, zum Schwimmunfall erklärt und abtransportiert. Aber Franck weiß es besser. Er hat gesehen, wie der Mann ums Leben kam. Das hält ihn aber nicht davon ab, die Nähe des Mörders zu suchen…
alpa kino
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