Scherbenpark

Drama, Deutschland 2012, 95 min

„Wenn du nicht bald netter zu mir bist, mach ich dir das Leben zur Hölle“ - „Zu spät, das ist es schon!“ In der Hochhaussiedlung, in der Sascha (Jasna Fritzi Bauer) wohnt, geht es rau zu. Aber sie weiß sich durchzusetzen, jedenfalls wenn es nicht gerade um ihre Mutter und ihren Mörder, den Stiefvater geht - da ist sie dünnhäutig. Sie ist - anders als die meisten russischen Aussiedler in der Nachbarschaft - belesen und ehrgeizig und will ein Buch schreiben. Außerdem will sie ihren Stiefvater töten. Durch einen Zufall gerät sie in den Haushalt des allein erziehenden Zeitungsredakteurs Volker Trebur (Ulrich Noethen). Dort geht es bildungsbürgerlich und freundlich zu. Die rotzige Sascha genießt die freundliche Atmosphäre, aber ihr Leben wird nicht einfacher: Sowohl Vater Volker als auch der Sohn Felix (Max Hegewald) sind an ihr interessiert.
Bettina Blümner hat sich nach dem großartigen Dokumentarfilm »Prinzessinnenbad« wieder Jugendlichen und ihren Nöten zugewandt, diesmal auf der Basis eines Romans: Die gleichnamige Vorlage stammt von Alina Bronsky (Drehbuch: Katharina Kress). Sie trifft den Ton von jugendlicher Selbstüberschätzung, Verunsicherung und Verzweiflung meist gekonnt, so dass neben der harten und gar nicht lustigen Realität genug Raum für pointierte, sehr witzige Dialoge übrig bleibt.
Jasna Fritzi Bauer »Ein Tick anders«, »Barbara«) spielt die Sascha mit der richtigen Mischung aus Abgebrühtheit und Verletzlichkeit. Wenn sie von Gleichaltrigen mit „Hier kommt die Bildungselite“ begrüßt wird, kontert sie souverän, dass sie bei Männern, die nicht lesen können, Orgasmusprobleme hat. Auch gegenüber dem älteren Volker ist sie weder schüchtern noch unsicher. Ihre Umgebung und ihre Erlebnisse haben sie hart gemacht. Doch dann folgen Momente, in denen sie feststellt, dass sie mit 17 vielleicht doch noch nicht so stark und erwachsen ist, wie sie selbst immer dachte.
Petra Wille