Love Alien

Dokumentarfilm, Deutschland/Österreich/Kroatien/Spanien 2012, 75 min

„Es ist wahnsinnig uncool, keinen Erfolg bei den Mädels zu haben.“ Ein Film, der dahin geht, wo es weh tut. Will man das sehen? Muss man das drehen? Seien wir mal ehrlich: Fast jeder hat im Freundes- oder Bekanntenkreis jemanden, der oder die noch nie… - genau: Sex hatte, eine Beziehung hatte, geknutscht hat. Unterschiedlichste Menschen: Nett, offen, schüchtern, attraktiv oder kompliziert - es gibt nicht den einen Grund, der das „Phänomen“ erklären kann. Einer von diesen Dauersingles ist Wolfram Huke, Filmemacher und mutig genug, vor die eigene Kamera zu treten und sich ein Jahr lang selbst zu beobachten. Nach diesem Jahr sitzt er im Haus der Einkehr, offensichtlich einem Nonnenkloster, und zieht Bilanz.
Die Abende seien das Problem, erzählt er. Er spricht in die Kamera, mal in der ersten Person, mal hält er mit sich selbst Dialoge ab. Warum es ihm nicht gelungen ist, eine Beziehung zu haben, versucht er mit einer Therapeutin zu klären. Mit ihr erkennt er: Was auch immer er tut, es ist eine super Strategie, um eine Beziehung zu vermeiden. Später verlangt sie konkrete Schritte, um zu sehen, dass Huke wirklich an einer Lösung des Problems interessiert ist.
Natürlich versucht er es im Internet, er trifft eine Freundin, Johanna, mit der er seit vier Jahren Silvester feiert. Auch sie hatte noch nie eine Beziehung. Und eine Bekannte in Belgrad, mit der er eine gute Zeit verbringt. Auf eine nachträglich gesendete Mail, dass er sich mehr vorstellen könne, kommt keine Antwort. Auf dem Jakobsweg lässt er sich von einer Mitwanderin Geschichten aus ihrer Ex-Beziehung erzählen, Vertrauen und Nähe zu Frauen jedenfalls sind nicht sein Problem.
Was es ist - darüber darf jeder spekulieren. Ein Gespräch mit seiner Mutter lässt eine distanzierte und wenig herzliche Elternbeziehung erahnen. Fehlendes Geld oder zu wenig Sport? Diese Erklärungsversuche von Mutter oder Freunden taugen hingegen offensichtlich nicht.
Und wieder stellt sich die Frage: Warum soll man sich das anschauen? Schwer zu sagen. Fest steht, dass hier Leute zu Wort kommen, die sonst im Kino nicht zu sehen sind. Es sind keine Gewinner-. Aufsteiger- oder „Vorbilder“-Typen. Es fallen Sätze wie „Wenn ich ein Leben lang alleine bleibe, hätte ich mir das alles sparen können.“ Ein Film, der uns vor Augen führt, dass das Leben auch ganz profan und klein sein kann. Und das sieht man in dieser Form im Kino selten.
Petra Wille

Buch: Wolfram Huke

Regie: Wolfram Huke

Kamera: Wolfram Huke

Musik: Wolfram Huke, Benjamin Hansen

Produktion: Hochschule für Fernsehen und Film München, BR, Natalie Lambsdorff

Bundesstart: 16.05.2013

Start in Dresden: 16.05.2013

FSK: o.A.