Alles wird gut

Drama, Deutschland 2012, 96 min

Natürlich ist alles schon viel besser geworden, aber „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ werden nach wie vor anders wahrgenommen. Die Berührungsängste sind immer noch groß. In Nico von Glasows Film müssen die behinderten Bewerber einer Casting Show aus „hygienischen Gründen“ in einem abgelegenen Raum auf ihr Vorspiel warten. Ein paar Nichtbehinderte stoßen auch dazu, Profis und Laien sitzen bunt gemischt zusammen. Man lernt sich kennen, geht sich beim Warten auf die Nerven, resigniert, verzweifelt oder rastet aus. Eine blinde Sängerin will für ihr Leben gern die Hauptrolle in Les Miserables spielen, ein junger Mann mit Down Syndrom hält sich verzweifelt an seiner Videokamera fest und eine Spastikerin wird zur Rampensau, sobald der Abstand zur Mutter groß genug ist. Schnell liegen auch die Defekte der so genannten „Normalen“ frei. Doch interessant ist nicht der Unterschied zwischen Behinderung und Nichtbehinderung, sondern der irre Wunsch nach Anerkennung, der alle eint. Anerkennung, die sie sich seltsamerweise von dieser Casting Show erhoffen. Das ist traurig, rasend komisch und gelegentlich wahnsinnig schön. Halt ganz normales Leben. Der Regisseur, selber contergangeschädigt und hier auch vor der Kamera aktiv, hat einen barrierefreien Film inszeniert. Einen Film, der zeigt, wie sich Menschen aufeinander einlassen, sich hassen, verlieben, offenbaren. Schön zu sehen, dass sich seit Tod Brownings „Freaks“ die Eigen- und Fremdwahrnehmung von Behinderten doch stark verändert hat.
Grit Dora