Parada

Komödie/Drama, Serbien/Slowenien/Kroatien/Makedonien 2011, 115 min

Serbien: eine gespaltene und hoch chauvinistische Gesellschaft, in der laut eines taz-Berichtes von 2011 90% der Menschen gegen eine Schwulenparade sind. Dort soll eine Komödie funktionieren, in der Veteranen aus den ehemaligen feindlichen Gebieten die Belgrade Pride beschützen? Tatsächlich zeigt der enorme Erfolg von »Parada« mit über 600.000 Zuschauern, wie sehr sich die Menschen auf dem Balkan nach Versöhnung sehnen und dass Vorurteile womöglich ganz langsam abgebaut werden können. Vorurteile gegenüber den „Ustaschas“ und „Tschetniks“, wie sich die Volksgruppen gegenseitig beschimpfen. Und allen gemein ist leider der Hass auf Schwule, der im Film wundersam geheilt wird.
Da geht es um Micky Limun, einen serbischen Nationalisten, ehemaligen Kriminellen und Besitzer eines Security-Services. Als auf seinen geliebten Hund Sugar geschossen wird, lernt er den Tierarzt Radmilo kennen. Gleichzeitig plant Mickys Verlobte Pearl ihre Hochzeit im Laden von Mirko, dem Lebenspartner von Radmilo. Mirko organisiert mit der NGO Tolerance die Gay-Pride-Parade Belgrad, die von nationalistischen Schlägertrupps bedroht wird. Das kleine Grüppchen Homosexueller schwankt zwischen Trotz, Mut und Verzweiflung und schafft es schließlich mit Pearls Hilfe, den widerstrebenden Micky zum Beschützer der Parade zu verpflichten, denn Pearl droht sehr unmissverständlich mit dem Ende der Beziehung. Da ihm aber sämtliche Mitarbeiter angewidert abspringen, sucht er bei alten Kriegsfeinden nach Unterstützung. Zusammen mit dem tapferen Radmilo („Du bist also dieser Schwule?“ - „Ich bin Radmilo“) fährt er in dessen pinkem Mini Cooper durchs Land und stellt eine irrwitzige Solidargemeinschaft von harten Veteranen zusammen. Die sind letztlich alle ganz liebe Kerle und finden in Radmilo und den anderen bunten Vögeln der NGO Tolerance treue Freunde. Höhepunkt ist das gemeinsame Anschauen von „Ben Hur“, einem „Klassiker“ der Filme mit schwulem Subtext.
Der Film spielt im Jahr 2009 und hat einen Nachklapp im Jahr 2010, in dem tatsächlich in Belgrad eine Gay Pride stattfand, von Nationalisten bedroht und massiv beschützt von der Polizei (die im Film - wie in der Realität - sehr unkooperativ bis feindselig ist). Im Jahre 2011 musste die Parade wiederum abgesagt werden, da Rechtsradikale, Kirche, Polizei, Politik und ihre jeweiligen Anhänger dies nicht zuließen. Es bleibt also viel zu tun. Ein Film kann da nur ein kleiner Beitrag sein, aber es ist ein höchst witziger und dennoch ganz ernsthafter Beitrag, dem man neben vielen weiteren Zuschauer wünscht, er möge wenigstens ein bisschen Realität werden.
Petra Wille