Die Wohnung

Dokumentation, Deutschland/Israel 2011, 97 min

Eine Wohnung in Tel Aviv, ein Stück Berlin mitten in Israel. 70 Jahre lang hat Gerda Tuchler hier mit Ehemann Kurt gelebt, nachdem sie vor dem Holocaust aus Deutschland fliehen mussten. Weggeschmissen haben sie nichts. Als sie mit 98 Jahren stirbt, trifft sich die Familie zur Wohnungsauflösung. Inmitten unzähliger Briefe, Fotos und Dokumente werden Spuren einer unbekannten Vergangenheit entdeckt: Die jüdischen Großeltern waren eng befreundet mit der Familie des SS-Offiziers Leopold von Mildenstein. Filmemacher und Enkel Arnon Goldfinger nimmt zusammen mit seiner Mutter den Kampf auf: mit Wut und Mut gegen die Kisten, den Staub, die Antiquitätenhändler, die Familie, die Vergangenheit und die Gegenwart, Verdrängung und Wahrheit.
„Der Film entwickelt seine Geschichte wie ein Detektivfilm. Insofern sollte man nicht allzu viel vorab verraten. In Israel waren die Menschen, die ihn ihren Freunden empfehlen wollten, peinlich darauf bedacht, nur das Nötigste über seine Geschichte zu erzählen. (…) Zunächst dachte ich ja, dass die Eigenart meiner Familie, über die Vergangenheit kein Wort zu verlieren, einzigartig sei. Doch seit der Film gezeigt wird, sehe ich, dass Menschen ihn mit Fragen an ihre eigenen Eltern verlassen, die sie offensichtlich nie gestellt haben. Oder dass andere sich darüber bewusst werden, ihren Kindern bisher wichtige Dinge verschwiegen zu haben. Das hat für einige Gespräche zwischen den Generationen gesorgt. Die Wohnung meiner Großeltern hatte immer eine besondere Bedeutung für mich. Ich wollte darin drehen, bevor sie aufgelöst würde und die Welt, die darin konserviert war, für immer verschwunden wäre. Ein Kameramann kam dazu und wir hielten die Dinge der Wohnung fest, ohne daran zu denken, dass irgendetwas Wichtiges zum Vorschein kommen könnte. Und dann, nach und nach, machten wir in dieser Wohnung Entdeckungen. Das wurde immer beunruhigender. Die Nachforschungen bekamen eine eigene Dynamik und neue Charaktere tauchten auf, völlig unerwartet für uns. Auch das Filmteam wurde größer und plötzlich war das Projekt eine deutsch-israelische Koproduktion. Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass der Film, während er entstand, nicht aufhörte, mich zu überraschen und zu verändern.“ Arnon Goldfinger

Buch: Arnon Goldfinger

Regie: Arnon Goldfinger

Kamera: Philippe Bellaïche, Talia Galon

Sprecher: Axel Milberg

Musik: Yoni Rechter

Produktion: zero one film, ZDF, Thomas Kufus, Arnon Goldfinger

Bundesstart: 14.06.2012

Start in Dresden: 14.06.2012

FSK: o.A.